Научная статья на тему 'LATIN IN THE LüBECK LAW'

LATIN IN THE LüBECK LAW Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
СРЕДНЕВЕКОВЫЕ НЕМЕЦКИЕ РУКОПИСИ / ЛЮБЕК / ЛЮБЕКСКОЕ ПРАВО / ЛАТЫНЬ / НАРОДНЫЙ ЯЗЫК / СРЕДНЕНИЖНЕНЕМЕЦКИЙ / КИЛЬСКИЙ КОДЕКС / КОДЕКС БАРДЕВИКА / MEDIEVAL GERMAN MANUSCRIPTS / LüBECK / LüBECK LAW / LATIN / VERNACULAR / MIDDLE LOW GERMAN / KIEL CODEX / BARDEWIK CODEX

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Ганина Наталья Александровна

В статье исследуются взаимоотношения латыни и нижненемецкого языка в любекской правовой традиции и функционирование латыни на всех уровнях (отдельные пассажи, вкрапления предложений и словосочетаний, лексические заимствования) в различных редакциях любекского права, прежде всего, в Эльбингском кодексе (ок. 1275 г.), кодексе любекской канцелярии (Кильский кодекс, ок. 1282 г.), кодексе Бардевика (1294 г.) и Ольденбургском кодексе (ок. 1400 г.) При этом открытие кодекса Бардевика, долгое время считавшегося утраченным, позволяет дополнить исследуемую картину новыми данными.

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Текст научной работы на тему «LATIN IN THE LüBECK LAW»

D01:10.30842/ielcp230690152227

Natalija Ganina LATEIN IM LÜBISCHEN RECHT

В статье исследуются взаимоотношения латыни и нижненемецкого языка в любекской правовой традиции и функционирование латыни на всех уровнях (отдельные пассажи, вкрапления предложений и словосочетаний, лексические заимствования) в различных редакциях любекского права, прежде всего, в Эльбингском кодексе (ок. 1275 г.), кодексе любекской канцелярии (Кильский кодекс, ок. 1282 г.), кодексе Бардевика (1294 г.) и Ольденбургском кодексе (ок. 1400 г.) При этом открытие кодекса Бардевика, долгое время считавшегося утраченным, позволяет дополнить исследуемую картину новыми данными.

Ключевые слова: средневековые немецкие рукописи, Любек, любекское право, латынь, народный язык, средненижненемецкий, Кильский кодекс, кодекс Бардевика.

Die frühesten Handschriften des Lübischen Stadtrechts werden auf die Zeit von ca. 1225 bis 1263 datiert. Als die erste z. Z. bekannte Handschrift kommt das sogenannte 'Lübecker Fragment' vor (verschollen; Vorlage vor 1225, Handschrift etwa 1230/1240, Datierung nach Korlén 1951: 62). Das sind lateinische Fassungen mit gelegentlichen niederdeutschen Fachausdrücken. Dies passt völlig in den Kontext der lateinischen Schriftlichkeit in Lübeck hinein: wie Robert Peters betont, ist Schriftsprache in Lübeck zwischen 1150 und 1270 das Lateinische (Peters 2000: 351).

Nach Wilhelm Ebel sind acht lateinische Handschriften des Lübischen Rechts und einige Fragmente aus der Zeit von ca. 1230 bis 1263 nachgewiesen (Ebel 1967: 14), vgl. die Liste bei (Frensdorff 1872: 7f.) Diese lateinischen Handschriften hatten einen Grundbestand je 90 Artikel (Frensdorff 1872: 21; Ebel 1967: 14). Einen Zweig von Rechtshandschriften der älteren lateinischen Form bilden die Codizes der Breslau-Krakauer Gruppe, das Wiener Bruchstück und vielleicht das sogenannte Fragment von Slupce (Frensdorff 1872: 9; Ebel 1971: 201; Ebel/Schelling 1993: 93).

Der Übergang zur Volkssprache in der Lübecker Rechtstradition wird auf die Zeit kurz nach 1263 datiert, wobei spätestens um 1267 eine durch eine Lübecker Ratsmitteilung an Rostock erwiesene niederdeutsche Ausfertigung vorlag (Frensdorff 1872: 54; Korlén

1951: 33). Seit dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts entsteht eine ganze Reihe von bedeutenden Handschriften des Lübischen Rechts, die weiter zu behandeln sind: der Elbinger Codex (E; Danzig/ Gdansk, Wojewódzkie Archiwum Panstwowe, 369, 1/1, früher Elbing/Elbl^g, Stadtarchiv, ohne Signatur [1], um 1275), der Revaler Codex (R; Tallinn, Tallinna Linnaarhiiv, f. 230 Cm 6, i. J. 1282), der Kieler Codex (Ki; der 'Lübecker Kanzleicodex', Kiel, Stadtarchiv, 79413, früher ohne Signatur, um 1282), der Kopenhagener Codex (Kp; Kopenhagen, Danske Kongelige Bibliotek, Cod. Thott. 1003, 4o, i. J. 1294/1295), der Bardewiksche Codex (B; Jurjewetz, 'Museen der Stadt Jurjewetz', JuKM-2010, früher Lübeck, Stadtarchiv, Hs. 734, i. J. 1294, im Auftrag des Lübecker Kanzlers Albrecht von Bardewik), der Kolberger Codex (Kl; Kolberg/ Kolobrzeg, Ratsarchiv, verschollen, i. J. 1297), der erste Tidemann-Güstrowsche Codex (T1; Kopenhagen, Danske Kongelige Bibliotek, Cod. Ledreborg 13, 2o, i. J. 1348 r. im Auftrag des Bürgermeisters Tidemann Güstrow; der Zwillingscodex T2, Lübeck, Stadtarchiv, Hs. 735, Verbleib unbekannt), der Oldenburger Codex (O; Schleswig, Landesarchiv, Bestand 400.3 Oldenburg Nr. 5, früher Oldenburg, Stadtarchiv, ohne Signatur, um 1400). Als Vorlage für den Elbinger Codex gilt eine nicht erhaltene niederdeutsche Handschrift *L\ die vermutlich aus 112 Artikeln bestand (Frensdorff 1872: 62f.; Korlén 1951: 33). Der Schreibsprachenwechsel im Urkundenwesen Lübecks fand jedoch später als in der Rechtsprosa statt, und zwar erst nach 1340 (Peters 2000: 353).

Lateinische Handschriften und Fragmente erscheinen als Darlegung des bereits in der Volkssprache formulierten Lübischen Rechts, das ursprünglich in mündlicher Form existiert hatte. Albrecht Cordes hebt zu Recht hervor, dass eine große Anzahl von niederdeutschen Begriffen, die sich noch vor der Verschriftlichung entwickelt hatten, keine Entsprechungen im Lateinischen hatte und in den lateinischen Text ohne Übersetzung aufgenommen wurde (Cordes 2018). Die Aufnahme der nichtäquivalenten Lexik ist für die Frühstufe des germanischen Rechts typisch, vgl. z. B. morginegiua 'Morgengabe' in der Lex Burgundionum, Liber consti-tutionum 42 (Leges Burgundionum 1892: 73) oder gardingus 'Hofmann, Hofbeamter' u.a. in den Leges Visigothorum (Gamillscheg 1934-1936, I: 356f.). Vgl. dieselbe Vorgehensweise im für Danzig i. J. 1263 ausgefertigten Codex (Göttingen, Niedersächsische Staats-

und Universitätsbibliothek, 8° Cod. Ms. jurid. 806)1: Hereditaria bona id est torfhacheigen (Art. 4) 'Das gute Erbe, das heißt Volleigentum', De herewede et Radhe (Art. 12, Überschrift) 'vom Heergewäte und vom Gerade' = 'vom Sondergut des Mannes und vom Frauensondergut'. Die Übersetzung germanischer Rechtswörter ins Lateinische ist ein vielfältiges Problem, vgl. die Ausführungen zu lat. societas und einer ganzen Reihe von seinen niederdeutschen Entsprechungen im Lübischen Recht (Cordes 2018).

Was das volkssprachige Lübische Recht betrifft, sind folgende Fälle aufzulisten, in denen das Lateinische im niederdeutschen Text vorkommt:

1. Einzelne Passagen

a) Lateinische Proömien der niederdeutschen Codizes (E, Ki, nur in diesen Handschriften):

IN nomine sancte et indiuidue trinitatis. aduocatus consules et commune ciuitatis lubicensis. omnibus hanc paginam inspecturis salutem. Sicut edicta imperialis dignitatis ab omnibus personis laicalibus firmiter ac inuiolabiliter sunt obseruanda. Ita recte per

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simile quicquid ciuitatis discretorum statuit et ordinat consilium. secundum iusiurandum ciuitatis. debet a suis conciuibus firmiter obseruari. Igitur quoniam ciuitates sua iura seruant singule. ac retinent diuersimode ordinata. presentibus et futuris innotescat. quod ad honorem ihesu christi eiusque pie matris misericordie marie. et ob reuerendam peticionem domini willehelmi. venerabilis apostolice sedis legati. quondam mutinensis episcopi. dilectis amicis nostris burgensibus in elbingo4. Jus nostre ciuitatis contulimus. quo uidelicet iure burgenses nostri Juris sibi statuto regimine moderantur. Vt autem hoc factum fauorabiliter teneatur. presens uolumen. ipsis sigilli nostri munimine roboramus. Datum anno domini M.CC.XL.

Nostre uobis tradimus Jura ciuitatis Inuiolabiliter ut hec teneatis. n<a>m5 Fas est ut illa per melius augeatis. Sed data decreta nunquam minui faciatis. Hec iuris et decreti sunt inicia. In

1 Zitiert nach Hach 1839: 186, 188. Zum Göttinger (in der älteren Forschung Danziger) Codex siehe Ebel, Schelling 1993: 94.

2 quitquid] E

3 statuit] fehlt in Ki

4 Vor Jus nostre] drei Punkte in Ki, die als verzierende Elemente oder als Auslassungspunkte interpretiert werden können.

5 nam] fehlt in Ki. Siehe Methner 1937: 22; Korlen 1951: 83.

quibus docetur quis honeste viuere. alterum non ledere. Jus suum

^ __t 7

cuique tribuere*. (E, Bl. 2rv, Ki, Bl. 1rv)'.

Das Proömium geht auf eine Vorlage aus dem Jahre 1240

o

zurück , während es unbekannt bleibt, ob sie aus früheren lateinischen Fassungen oder aus der 'Urhandschrift' *L1 stammt (Korlen 1951: 33f.). Das Lateinische erscheint hier als die Sprache der Kirche sowie der Jurisprudenz und übt die Funktion der ehrwürdigen offiziellen Schriftsprache aus. b) Nachträge in Ki und B:

Verordnung vom Hopfenkauf: De iure humulariorum et quo jure humulus sit vendendus (Ki, Bl. 88v-89r, B, Bl. 93). Der Nachtrag im Kieler und im Bardewikschen Codex wurde von einer und derselben Hand ausgeführt und identisch gestaltet (siehe Korlen 1951: 18 mit weiterer Literatur zum Abdruck).

Die zum Bardewikschen Codex beigehefteten Urkundenabschriften (Bl. 1*r, Fragment 1) und ein Lübecker Zettel aus dem Jahre 1376 (Bl. 3*v) in lateinischer Sprache werden in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt, weil es sich um spätere mechanisch hinzugefügte Texte handelt (siehe Ganina, Mokretsova 2016: 57f.)

2. Lateinische Schnipsel im niederdeutschen Text a) der Kieler und der Bardewiksche Codex per Priapum/bi deme pintte

E, R, Ki, Kl, O bieten in Art. 42 De be grepen wert bi enes echten mannes wiue die Lesart 42a per Priapum gegenüber bi deme pintte in B 8 und Kp 41. Es handelt sich um die Strafe, bei der der Schänder eines fremden Ehebettes auf solche Weise durch die Stadt geführt werden muss. In Ki steht noch der 'verhüllende' lateinische Ausdruck, während B und Kp eine volkssprachige Neuerung aufgenommen haben (siehe Ganina 2016: 200).

ofte is he furiosus ofte prodigus (Ki 207, B 102)

6 Nostre uobis [...] tribuere] in Rot; E, Ki.

7 Zitiert nach der Elbinger Handschrift (Danzig/Gdansk, Wojewodzkie Archiwum Panstwowe, 369, 1/1, früher Elbing/Elbl^g, Stadtarchiv, ohne Signatur [1]). Die Kürzungen werden aufgelöst. Vgl. den Abdruck bei (Methner 1937: 21f.) und die Ausgabe Korlens nach dem Kieler Codex (Korlen 1951: 83).

Deswegen wurde der Kieler Codex in der Erstedition des Lübischen Rechts (Hach 1839) irrtümlich als 'der Codex aus dem Jahre 1240' bezeichnet.

In dieser Passage handelt es sich um einen Jüngling, der als geisteskrank (furiosus) oder als Verschwender (prodigus) erklärt wird. Im rechtlichen Sinne ist unter prodigus eine Person gemeint, der die Verwaltung und Verfügung über ihr Vermögen wegen Verschwendung entzogen ist. Weiterhin werden in demselben Artikel psychische und körperliche Behinderungen in lateinischer Sprache bezeichnet: vordmer. omnes mente. capti surdimuti9. et qui inperpetuo morbo laborant sine interuallo. den schal man bisorgere gheuen. ane de se nicht don moghen. (Ki 207, B 102, Kp 205; Art. fehlt in O) 'alle Geisteskranken, Tauben, Stummen und diejenigen, die an einer immerwährenden Krankheit ohne Unterlass leiden.'

Ob diese Fälle als bloße Überreste einer früheren lateinischen Fassung zu verstehen sind oder dieser Gebrauch aus juristischen oder tabuistischen Gründen bewusst beibehalten wurde, bleibt unbekannt. Auf jeden Fall ist diese Textstelle sowie der ganze Artikel nur in Ki, B und Kp vorhanden und geht dementsprechend auf Vorlagen von Ki zurück.

Im Bardewikschen Codex kommt diese Passage schon gewissermaßen entstellt vor: om<n>esl° mente. capti surdi11 et qui inperpetuo morbo laborant sine interuallo. den schal men bisorghere gheuen ane de se nicht don moghen (B 102, Bl. 23vb). Das Wort muti 'die Stummen' scheint in B vom Schreiber unabsichtlich weggelassen zu sein, weil es in der Parallelüberlieferung der Lübecker Codizes vorhanden ist, vgl. Angaben im Apparat bei (Korlen 1951: 144).

Habitum est (Ki, Register, Artikeltitel 132 zu Art. 133). Im Haupttext heißt der Artikeltitel van schepes rechte, während in B der entsprechende Artikel fehlt.

Item (Ki, Register, Artikeltitel 196 zu Art. 198; B, 1. bzw. neues Register, Bl. 77va, Artikeltitel 126, Schreiber Helmich Timmo in Ki und B).

Die zwei letzten Fälle spiegeln individuelle Schreibgewohnheiten des Schreibers wider, nämlich des Lübecker Domvikars Helmich Timmo, der an der Redigierung des Kieler und des

9 Die Wendung surdimuti wird in der Edition des Lübischen Rechts nach dem Kieler Codex (Korlen 1951: 144) handschriftengetreu wiedergegeben. Damit sind die Tauben und die Stummen abgesondert gemeint, nicht die

Taubstummen, vgl. lat. surdomutus 'taubstumm', Pl. surdomuti.

10

om<n>es] ommes B

11 surdi] surdimuti Ki

Bardewikschen Codex beteiligt war und die Tidemann-Güstrow-

12

schen Codizes i. J. 1348 erstellte . b) der Oldenburger Codex

Im Oldenburger Codex aus der Zeit um 1400 tauchen einige lateinische Ausdrücke auf, die in der Lübecker Ratshandschrift (Ki) sowie im Bardewikschen Codex und anderen Codizes des Lübischen Rechts aus dem späten 13. Jahrhundert bzw. der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fehlen. Die Gesamtheit der Fälle kann folgendermaßen dargestellt werden:

he schal dat beteren myt lx schillinghe tertia pars Judicio tertia

13

ciuitati tertia innocenti (O 48)

vgl. He schal dat beteren mit sestich schillingen. der wert dat dridde del. deme richte Dat dridde del der stat. vnde de dridde del deme sakewolden. (Ki 36, B 78)

de anderen helfte schal me schatten an dre deel tertia ciuitati tertia iudicio tertia agenti (O 56)

vgl. de anderen helfte schal men schichten. an dre. del. des nemet de stat dat dridde del. Dat richte den dridden del. De sakewolde den dridden del. (Ki 97, B 90)

so m=t he wedden lx schillinge tertiam Judici tertiam ciuitati tertiam actori (O 112)

vgl. so mot he wedden sestich schillinge. der boret to deme richtere dat dridde del. vnde der stat dat dridde del. vnde deme klegere dat dridde Del. (Ki 129, B 72) de andere weddet lx solidos (O 49) vgl. deschal beteren mit sestich schillingen. (Ki 40, B 79) de violentiis (O 53, Artikeltitel). In den Artikelüberschriften von Ki, B, Kp und T1 kommt kein Latein vor; zu der Präzisierung bzw. Systematisierung der Artikeltitel in B siehe Ganina 2017: 139-141.

Item (O 54, 55): keine Belege in entsprechenden Artikeln der Lübecker Ratshandschrift (Ki 110, 149, B 186) sowie im Haupttext von Ki und B.

falsus testis dabit lx solidos et numquam erit testis ydoneus (O

76)

vgl. de valsche tuch scal beteren mit sestich schillingen. vnde he ne schal dar na nimmer mer iemende tugen helpen (Ki 50, B 108)

12 Siehe Ganina 2016: 195-197.

13 Zitiert nach dem Textabdruck bei Korlen 1951: 170-188.

Aller Wahrscheinlichekeit nach handelt es sich bei diesen lateinischen Formulierungen des Oldenburger Codex um eine Lokaltradition des Schreibers bzw. der Schreiber.

3. Lehnwörter

Es ergibt sich die Frage nach lateinischen Lehnwörtern in der Sprache des Lübischen Rechts. Die Untersuchung nach der Edition des Kieler und des Oldenburger Codex bei (Korlen 1951: 83-158, 170-188) lässt folgende Gebrauchsfälle zusammenfassen: almose (Ki 29, B 31), aus gr.-lat. eleemosyna, vgl. mhd. almuosen;14 keller, kelrehure 'Kellermiete' (Ki 203, B 207) aus lat. cellarium; keyser (Ki 143, B 189) aus lat. Cwsar, vgl. mhd. keiser; kloster (Ki 21, B 27) aus lat. claustrum, clostrum; kopinge, kopere (Ki 79, B 116), vorkopen (Ki 96, B 121), kop(schat) (Ki 97, B 90), kop(manscap) (Ki 213, B 86) aus lat. caupo, cauponarius; leige 'Laie' (Ki 212, B 89) aus lat. laicus; muntmal 'Münzstempel' (Ki 176, B 130), muntmester (Ki 176, B 130) von munte, monte 'Münze' aus dem lat. moneta, vgl. mhd. minze, münze; meystere (O 35; das Wort fehlt in Ki 196 und B 132), (munt)mester 'Münzmeister' (Ki 176, B 130), (beckere) mester (Ki, Register, Artikeltitel 203 zu Art. 205), (Uan den) mesteren (der beckere) (B, 1. Register, Artikeltitel 208) aus lat. magister; mure (Ki 8, B 162) aus lat. murus; pape (Ki 212, B 89) aus lat. papa, vgl. mhd. phaffe; pasche (Ki 96, B 121) aus gr.-lat. pascha, vgl. mhd. pasche; perd (Ki 82, B 155) aus mlat. parafredus, parefridus von lat. paraveredus, vgl. mhd. phert; priuate 'Abtritt, Toilette' (Ki 141, B 205) aus mlat. privata (camera), priveta, privatum, vgl. mhd. privet, privete; prouest (Ki 2, B 175) aus lat. prwpositus, vgl. mhd. brobest, probest; pund (Ki 228, B 220), markpunt (Ki 162, B 103) aus lat. pondus, Abl. pondo; punder 'Schnellwaage' (Ki 47, B 129) aus lat. pondarium; (dat) Registrum (Überschrift des Registers in Ki, 1. Register in B); strate (Ki 66, B 169) aus lat. (via) strata; summe (Ki 236, B 228) aus lat. summa; sunte (Michelis mertens daghe) (Ki 96, 220, B 121, 212) aus dem Genitiv des lat. sanctus, vgl. mhd. sancte, sante, sente; testament (Ki 162, B 103) aus lat. testamentum; torn (Ki 55, B 140) aus lat. turris, vgl. mhd. turn; win (Ki 72, B 87) aus lat. vinum. Zu dem

14 Es wird je der erste Beleg des Gebrauchs im Kieler und im Barde-wikschen Codex angegeben. Notwendige Übersetzungen und Etymologien werden mit Rückgriff auf Korlen 1951: 189-236, Glossar; Schiller, Lübben 1875-1881; Lexer 1872-1878 angeführt.

lateinischen Lehngut gehört auch das Suffix der Nomina agentis -ere aus lat. -ari(us): borgere, geborgere, richtere, klegere, molnere, weduwere, rouere, mordere, mendeder (durchgängig in Ki, B und in weiteren Codizes).

Das sind Alltagswörter, die in verschiedenen Perioden entlehnt wurden. Ihr relativ geringer Anzahl ist durch den Alltagsgebrauch bedingt, es sind keine 'Schmückworter' belegt. Am meisten kann die vollständige Integration der lateinischen Entlehnungen im Niederdeutschen beobachtet werden, während dat Registrum (Überschrift des Registers in Ki, 1. Register in B) als Gegenbeispiel erscheint. Dabei sei es zu betonen, dass solche Wörter wie amye (Ki 27, B 7), kumpan (Ki 61, B 33), pant (Ki 109, B 156), rinte/rente (Ki 186, B 105)15 aus dem Altfranzösischen stammen und dementsprechend nur indirekt auf das Lateinische zurückgehen.

Literatur

Cordes, A. 2018: Latin - Low German - High German - Latin: The

Language of the Law of Lübeck (1200-1650). In Vorbereitung. Ebel, F., Schelling, R. 1993: Das lateinische lübische Recht in der schlesisch-polnischen Fassung des 13. Jahrhunderts. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 110, 93-148 (Nachdruck in: Ebel, F. 2004: Unseren fruntlichen Grus zuvor. Deutsches Recht des Mittelalters im mittel- und osteuropäischen Raum. Kleine Schriften. Hg. von A. Fijal [u.a.], Köln, 253-324).

Ebel, W. 1967: Lübisches Recht im Ostseeraum. Köln (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes NordrheinWestfalen. Geisteswissenschaften 143). Frensdorff, F. 1872: Das lübische Recht nach seinen ältesten Formen.

Leipzig.

Gamillscheg, E. 1934-1936: Romania germanica. Sprach- und Siedlungsgeschichte der Germanen auf dem Boden des alten Römerreichs. 3 Bde. Berlin. Ganina, N., Mokretsova, I. 2016: Verschollener 'Bar de wikscher Codex' aufgefunden, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 145, 49-69. Ganina, N. 2016: Bardewikscher Codex: Problemstellungen und Perspektiven der Forschung. Indoevropeiskoe yazykoznanie i klassicheskaya filologiya [Indo-European linguistics and classical philology] 20 (1), 194-203 (=Индоевропейское языкознание и классическая филология 20 (1), 194-203).

15 Zu rinte/rente im Lübischen Recht siehe (Korlen 1951: 52f.); zur Etymologie vgl. (Lexer 1872-1878, II: Sp.406).

Ganina, N. 2017: Zur Textkritik des Bardewikschen Codex. In: Deutschrussische Kulturbeziehungen in Mittelalter und Neuzeit. Aus abendländischen Beständen in Russland. Ergebnisse der Tagung des deutsch-russischen Arbeitskreises vom 7. bis 9. April 2016 an der Philipps Universität Marburg. Hg. von Natalija Ganina [u.a.] Erfurt, 129-146.

Hach, J. F. 1839: Das alte lübische Recht. Lübeck (Neudruck Aalen 1969). Korlen, G. 1951: Norddeutsche Stadtrechte. Bd. II: Das mittelniederdeutsche Stadtrecht von Lübeck nach seinen ältesten Formen. Lund/Kopenhagen (Lunder Germanistische Forschungen 23). Leges Burgundionum 1892: Ed. L. R. von Salis, Monumenta Germaniae

Historica. Leges, sectio I, t. II, p. I. Hannover. Lexer, M. 1872-1878: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig.

Methner, A. 1937: Die älteste deutsche Handschrift des Lübischen Rechts

für Elbing. In: Elbinger Jahrbuch 14, 1, 59-110 (mit Abdruck). Peters, R. 2012: Die Kanzleisprache Lübecks. In: Kanzleisprachenforschung. Ein internationales Handbuch. Hg. von A. Greule [u.a.]. Berlin, 347-365.

Schiller, K., Lübben, A. 1875-1881: Mittelniederdeutsches Wörterbuch. 6 Bde. Bremen.

Natalija Ganina. Latin in the Lübeck Law

The article offers a study of interrelations of Latin and Middle Low German in the Lübeck law tradition and discusses the multi-leveled use of Latin (single passages, inclusions of sentences and phrases, loan words) in various versions of the Lübeck law, especially in the Elbing Codex (c. 1275), the 'Codex of the Lübeck chancellery' (the Kiel codex, c. 1282), the Bardewik codex (1294), and the Oldenburg codex (c. 1400), while the discovery of the long-lost Bardewik codex allows to take into consideration new research data on this matter.

Key words: medieval German manuscripts, Lübeck, Lübeck law, Latin, vernacular, Middle Low German, Kiel codex, Bardewik codex.

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