[umiünuiü ANTIQUITAS PERENNIS lüllüiuillliil
PHILOLOGIA CLASSICA
VOL. 13. FASC. 1. 2018
UDC 811.124
Lacerna in Vlachernä*
Aleksandr K. Gavrilov
St. Petersburg Institute of History,
RAS 7, Petrozavodskaya ul., 197110, St. Petersburg, Russian Federation; a.k.gavrilov@mail.ru
For citation: Aleksandr K. Gavrilov. Lacerna in Vlachernä. Philologia Classica 2018, 13(1), 131-140. https:// doi.org/10.21638/11701/spbu20.2018.110
The author attempts to map the stages through which the Latin appellative lacerna, 'an open cloak fastened at the shoulder, passed to eventually serve as a toponym BAaxspvai. In the bilingual times of the Eastern part of the Roman Empire, lacerna was not only known but also adopted into Greek as AaKspva / Aaxspva. Having been used during the life span of two generations to designate one of the main relics of the sacred precinct in the north-west of Constantinople — the 'Ea0fi, or, rather 'Ea0^ta, the Robe of the Blessed Virgin, Aaxspva shed both its Latin origin and precise meaning in the memory lane of a Greek speaker; in a situation of ever diminishing bilingualism, the word came to be used as some kind of a vague proper name for the famous church with its relic. Very soon the word made a step further in the same direction becoming an umbrella place-name for the whole sacred precinct. In the process of adaptation, the beginning of the word underwent a phonetic change to become BAaxspvai, with the emerging sound having virtually no palpable cause, be it even that certain parallels for such can be provided. As the name of the district in the capital of Eastern Rome, the word made its return into Latin in the form Vlachernae and due to the significance and celebrity of the place came to enjoy worldwide renown.
Keywords: Blachernai, toponym, Depositio, maphorion, Cover of the Virgin, bilingualism phonetic change, word history.
1.
BXaxepvat, Blachernai / Vlachernae wird als Toponym aufgefasst, welches, da es keine stichhaltige Deutung zuließ, als dunkel oder unerklärlich gilt — zumal das Lexem einer Vorgänger-Sprache entstammen mag.1 Die in der älteren Forschung unternommenen Versuche, dieses Toponym aus dem Nordwesten von Groß-Konstantinopel (Stadtregio XIV) durch den Appellativ-Stamm von ßAä^, ßAaKÖc; im (freilich unbezeugten und wenig
* Dem illustren Kollegen G. Wöhrle, der die Sprachenverwirrung in seiner Umgebung nicht fürchtet. © St. Petersburg State University, 2018
wahrscheinlichen) Sinn von regio palustris zu erklären, blieben ohne Nachfolge. Das Adjektiv ß\aKÖq würde, nach dem Hinweis des neueren byzantinischen Wörterbuchs, den Sinn 'weichlich, lässig' unterstellen, was zu einer Gegend offenbar nicht besonders gut passt.2 Ein anderer Vorschlag war die Provenienz des Ortsnamens von ßpaxot;, ßpaxea bzw. ßpaxea — späteren Formen eines seit Herodot bezeugten Lexems mit der Bedeutung ,seicht', was man mit der Spezifik dieser Gegend als Hinweis auf etwas Sumpfartiges verbinden wollte, aber sowohl semasiologisch wie phonetisch gezwungen finden musste.3 Dasselbe gilt von der Vermutung, der Personenname von einem thrakischen Gründerund Lokal-Helden könnte der Gegend den Namen gegeben haben — in diesem Sinn hat sich angeblich schon Dionysius Exiguus in der 1. Hälfte des VI. Jh.s geäußert (s. Jülicher 1905, 998f.). Auf alle Fälle ist dadurch das Interesse an dem Namen Vlachernä belegt, ebenso wie eine Verlegenheit in bezug auf dessen Deutung.4
Im Griechischen gibt es am Wortende wenig an ähnlichen Bildungen — weder bei Toponymen noch bei Appellativa -, wovon man sich durch rückläufige Wörterbücher der griechischen Sprache überzeugen kann.5 Mehrere Parallelen zu Namen auf -erna bietet dafür das Lateinische.6 Man ist aber belehrt, dass die Provenienz von Toponymen öfter undurchsichtig ist, da sie nur zu oft aus Vorgänger-Sprachen abgeleitet sind, welche uns nicht sicher genug bekannt zu sein pflegen.7
2.
Da uns das Geschichtliche in diesem Fall vor allem als Hintergrund der Wortgeschichte dient, ist es ratsam, die Historie des 1000jährigen heiligen Bezirks von Vlachernä in den für einige Wörter und Begriffe wesentlichen Hauptlinien zu verfolgen. Die berühmte Kirche der Gottesmutter im daneben gebauten Kloster wurde von Kaiserin Pulcheria, einer Großenkelin Theodosios' des Großen, begonnen, um dann durch ihren Mann, Kaiser Markianos, und durch Leo den Großen ausgebaut zu werden. Die Kirche stand nicht fern vom Goldenen Horn, an jenem Teil desselben, welcher später den Namen Vla-chernen-Bucht erhielt.8 Um 473 bringen zwei Würdenträger, Galbius und Candidus, eine Reliquie in die Hauptstadt Ostroms — die sog. 'Eaö^q bzw. 'Eaö^xa der Heiligen Mutter Gottes, um diese auf Befehl des Kaisers Leon des Großen in einem speziell dafür erbauten Heiligtum, namentlich im Hlg. Schrein — Äytoc; aopöc; -, aufzubewahren. Ab 511, nach N. P. Kondakov,9 hat sich hier am Goldenen Horn eine besondere Form des Gottesdienstes
1 Vgl. Ortsnamen wie Peterhof, Ladoga, Pella oder Moskva, die man vergeblich aus dem russischen Idiom zu erklären versuchen würde.
2 Lexikon der byzantinischen Gräzität (LBG) 1, 281, s. v. ßXaKÖ^GaX^o^ hatte dementsprechend den Sinn 'mit trägem Blick' (daselbst).
3 S. ßpaxü in Hdt. 2, 19 mit dem Sinn 'seicht', wie H. Stein in seinem Herodotkommentar (Berlin, 1856) ad loc. bemerkt, diese Stelle mit 2, 102 und 4, 179 vergleichend.
4 Diese Deutungen sind von Oberhummer (1897, 554-556) angeführt.
5 Für Appellativa s. Kretschmer, Locker 1974, 66, wo acht griechische Lexeis angeführt werden, von denen ropva, nrepva, napacpspva die bekanntesten sind.
6 Im lateinischen rückläufigen Index (Gradenwitz 1966, 301) findet man mehrere Parallelen zu diesem Wortende: caverna, cisterna, lacerna, laterna, lucerna, taberna, et al.
7 So fragt sich z. B. Oberhummer (oben Anm. 4), ob der Ortsname nicht thrakischen Ursprungs sei. Man erzählte auch von einem skythischen Fürsten, der in dieser Gegend seinen Tod gefunden haben sollte — eine offensichtliche Ätiologie.
8 Kondakov 1886, 84-86; Ivanov 2016, 375; 391.
9 Kondakov 1914, 2, 347.
für die Gottesmutter herausgebildet. Aus dieser Zeit stammt auch das Prozessions-Fest in Vlachernä, welches Gewandniederlegnung der Gottesmutter hieß, griech. Kaxäöeatq T^q 'Eaö^roq T^q ©еотокои / lat. Depositio vestis Deiparae / russ. положение Риз.10 Der Festtag wurde an den 2. Juli gebunden (Synaxarion eccl. Const. p. 793, lin. 5-9 Delehaye; Georgii monach. Chronicon 2, p. 617, lin. 5-10 de Boor). Es entstand eine entsprechende ikonographische Tradition: Die Gottesmutter steht links, auf der rechten Seite unten sieht man einen Altar mit dem darauf liegenden dunklen Gewand — man sprach dabei auch von den перютоЛш bzw. nepißöAaia oder auch naAAiov der Gottesmutter.
Neben dem Fest der Katathesis mit seinem Bezug auf das Gewand erschienen auch andere Kleidungsstücke der Gottesmutter, die im heiligen Bezirk als Reliquie aufbewahrt und verehrt wurden: so ihr Gürtel, griech. Z^v^, lat. cingulum, russ. Пояс et al. Jede von ihnen wurde natürlich ebenfalls von Legenden umwoben. In der Zeit Justins und Justi-nians wächst in diesem Stadtteil ein bedeutendes Ensemble, so dass es weder an Pilgern noch an Texten fehlt, die diese Heiligtümer besingen: so Anthologia Graeca 1, 2-3 und 120-122, die wohl nicht umsonst nahe an Anfang und Ende des 1. Buches stehen.11 Die Gottesmutter ¿v х^РФ KaA.ou^ev« BXaxepvaiq wird schon in der ersten Hälfte des 6. Jh.s — auch dank dem schönen Bau mit Säulen aus parischem Marmor — von Prokopios von Kaisareia in de Aedificiis 1, 3, 2-3 (Haury 3, 2, p. 20; eBd. auch 6, 3) gepriesen: nach anderthalb Jahrhunderten war die Kirche schon im ganzen Ostreich berühmt und bildete gleichsam das Zentrum des Theotokos-Kultes. Ab 627 A. D. wird dieser heilige Bezirk zu einem StadtteIl. Attacken der Avaren, Perser, Araben werden überstanden; die Hilfe der Gottesmutter wurde von Romanos dem Meloden in der Kirche der Gottesmutter besungen.
3.
Eine Wende in der Geschichte des Gottesmutterkultes in Blachernä trat im 9.-10. Jh. ein, seit Konstantinopel A. D. 860 oder etwas später von den «gottlosen Russen» unter den Varägern Askold und Dir angegriffen wurde. Jetzt wird die oströmische Hauptstadt von einem ^a^öpiov, also einem Tuch der Mutter Gottes, gerettet, und zwar durch dessen Eintauchen in das Wasser des Goldenen Horns, woran der Patriarch Photios samt dem Kaiser teilnehmen. Das Wort ^a^öpiov, seit 4.-6. Jh. bekannt,12 scheint eine volkstümliche Form des deutlicheren Lexems ¿^o^optov zu sein und im Grunde dasselbe bedeutet zu haben, wenn auch die gekürzte Form, die im Lateinischen wohl als maforte weiterlebt,13 von einer dauerhaften Existenz im Volksmund in der Bedeutung '(Schulter-)Umhang, Pelerine' zeugt. Neben dem Tuchstück ^a^optov wird bei der Beschreibung des entsprechenden
10 Der russ. Ausdruck «(trinken) do polozheniya riz: (на)пить(ся) до положения риз», was man von einem hoffnungslos Betrunkenen sagt, wies wohl scherzhaft auf die Situation, wo dieser sich, gekleidet wie er war, auf die Erde legen oder von anderen ausgekleidet schlafen musste. Vgl. Birih, Mokienko, Stepanova 1998, 460-461 (mit Lit.): Der Verweis auf die Bibel (Gen. 9, 20-24) mit dem betrunkenen Noah und Cham, der die Nacktheit des Vaters nicht verhüllte, ist die Version, die am ehesten Chancen hat, das Richtige zu treffen.
11 S. einen Realkommentar zu diesen Texten, zu deren Autoren auch Georgios Pisides zählt, bei Beck-by 1957, 655 und 659.
12 Nancy P. Sevcenko und A. Kazhdan in Oxford Dictionary of Byzantium s. v. maphorion (1991, 1294); über omophorion schreibt N. P. Sevcenko merkwürdigerweise getrennt (ibid. 3, 1526). Es gab offenbar — unnötige — Zweifel an der grundsätzlichen Identität beider Wörter.
13 Zu Belegen von maforte (dem Sinn nach etwa 'Schleier, Decke') im Spätlatein s. Du Cange 5, 166, s. v. mafors / mavors.
kirchlichen Festes von der Хкеп^, also vom Tuch der Gottesmutter als Schutz und Schirm, gesprochen. Damit kam eine neue Welle der Verehrung des Kleids bzw. Tuches der Gottesmutter in ebendiesen Vlachernä auf, aber unbeschadet der Theotokos-Verehrung hatten sich Funktion und Name des Tuches gewandelt;14 trotz Möglichkeit der Kontamination der Namen scheint der alte Name 'EaG^; / 'EaBfxa vorwiegend mit dem alten Katathesis-Fest verbunden geblieben zu sein, während ^a^öpiov / ¿^o^öpiov das neue Fest der Ayia Хкепп, russ. (праздник) Покров(а) Пресвятой Богородицы, besonders in der russischen Kirche zu versinnbildlichen begann.15
Auch die Ikonographie des letzteren Festes ist anders: Hier steht die Gottesmutter gewöhnlich frontal im Zentrum mit einem sehr langen Schal, weiß, blau oder auch rot gefärbt und mitunter elegant mit goldenen Mustern und vielen Kreuzchen verziert, in ihren Händen.16 In Vlachernae selbst im Rahmen verschiedener der Gottesmutter geweihter Feste entstand eine Legende, dass sich ihr Tuch jede Woche am Freitag von selbst leicht anhebe, nachdem Andreas Salos (Narr Christi, russ. Юродивый) beobachten durfte, wie sie ihre eigene Kirche betrat, um dort zu beten.
4.
Das Maphorion-Fest wurde weit berühmt, so dass es bald — mit Sicherheit schon im 11.-12. Jh. — paradoxerweise auch bei den Russen gefeiert wurde, deren Christianisierung und wachsende kulturelle Beeinflussung durch Byzanz freilich gerade auf diese Zeit fällt. Sogar besonders beliebt wurde das Fest des Покров, wobei das Wort beide Bedeutungen auf Russisch wiedergibt: einerseits den materiellen Gegenstand ^a^öpiov — покров und daneben dessen Funktion: Mariä Obhut, Хкеп^ — als eine abstrakte, aus dem kirchenslawischen Verb покрыти leicht herzuleitende Bedeutung hohen Schutzes. Von der Beliebtheit des Festes in Russland zeugen bis heute unzählige Kirchen dieses Namens, beginnend mit einer besonders berühmten an dem Fluss Nerl (russ.: церковь Покрова на Нерли) aus der Zeit um 1160. Nunmehr gab es also drei miteinander verbundene Feste: Ризоположение am 2. (15.) Juli;17 Dormitio Mariae oder Uspenije am 15. (28.) August; und russ. Pokrov, am 1. (14.) Oktober.18 Einige Kirchen, die diesen Gottesmutter-Festen geweiht waren, hatten bisweilen auch bei den Russen den Vlakhernskaja-Beinamen.19 Die
14 Es gibt einschlägige Literatur über die uns hier beschäftigenden Kirchenfeste, wo man ins Detail dieser oft verwickelten Geschichte geht. Vor allem wäre die weitläufige Studie von B. Lourie (2011) zu nennen, die sich öfter ins Detail vertieft und auch auf entlegene Literatur stützt.
15 Das Wort ^ акетг| steht sehr nahe an ак&гас; oder ак&гаа|ш / aKsnaa^o^, und hat wie diese beiden v. a. übertragene Bedeutung, welche das russ. Покров auf eine sprachlich sehr geschickte Weise übernommen hat.
16 Kondakov 1914, 1, 347; 1916, 2, 100-104.
17 Über das Fest KaraGsai; Tf; ri^ia; 'EaGfjtoc; s. oben.
18 Bei den Russen wurde im Zusammenhang mit dem Fest des Pokrov entweder von einem mapho-rion — einer Bedeckung (russ. покрывало, покровъ) — gesprochen oder auch die direkte Entlehnung ом(о)-фор / амо-, ама- und selbst амфорный (sic!) gebraucht. Am 1. Okt. a. St., als das Fest gefeiert wird, fällt in Russland öfter der erste Schnee, so dass es schien, als seien der Name des Festes und die sich mit Schnee bedeckende Natur in einem kosmischen Lichte zu sehen.
19 Bei den unzähligen Pokrov-Kirchen in Russland war auch ein direkter Verweis auf die Gottesmutter von den Vlachernen nicht ganz selten: so gab es und gibt es jetzt wieder ein Vlacherno-Spasskij Kloster in der Nähe von Dmitrov sowie eine Ortschaft mit großem Park bei Moskau, welche Vlachernskoje — alias Kuz'minki — heißt. Die Popularität der Gottesmutterfeste bei den Russen sieht man weiter an Familiennamen wie Riz(o)polozenskij (Ризположенский), Pokrovskij (Покровский), Uspenskij (Успенский). Drei
in Vlachernä erbauten Kirchen wurden weit und breit bewundert, die Paläste aber seit 1081 zur Residenz der Paläologen; die letzten byzantinischen Kaiser gewannen diesen Ort besonders lieb.
5.
Somit ist klar, dass die Geschichte der Gewandteile der Gottesmutter mit entsprechenden Reliquien und entsprechenden Wortbezeichnungen auf die Dauer die Atmosphäre der Heiligtümer, Kirchenfeste und Prozessionen im Nordwesten der Hauptstadt beherrschte, was auch an solchen entlegenen Orten wie Novgorod und Kiev seinen Nachklang fand. Selbst wenn man dabei später nicht mehr an das lateinische Wort lacerna dachte, welches im Römerreich seit dem 2. Jh. v. Chr. einen kurzen Mantel bedeutete, gibt es doch ein deutliches Zeugnis dafür, dass dieses Heiligtum und seine Hauptreliquie noch am Anfang des 7. Jh.s bei einigen Personen mit diesem lateinischen Wort assoziiert wurde. Denn Theophylaktos Simokattes (Hist. 8, 5, 1-3 de Boor, 1887), den man oft den letzten Profanhistoriker Ostroms nennt, schreibt wie folgt:
sira npö; tov rf; 0so|ir|Topo;; vswv napEYEvovxo, öv AaKEpva; änoKaXoüai Ti|iüvTs; BuZävxioi. to öe TE|isvo; toöto tüv asßaa|ii«v Xiav Ka6EaTr|Ks 6pr|aKsusTai te üto toü aarso; s; ra |i&Xiara- XE-ysrai -yäp nspiaroXia rf; napGEvou Mapia; ^v 0eotökov Kupi«; Kai |iövr|v oi 'Pw|a!oi npsaßs^oisv, sv ar|K« xp^aonaar« änoTs0fvai svraü0a.
Der Autor war als ein gelehrter Mann in der 1. Hälfte der 7. Jh.s bekannt, wenn auch freilich einem unzeitgemäß gebildeten Stil huldigend. Man sieht auch in der oben angeführten Beschreibung der Ereignisse im Heiligtum ¿v rat; Ka\ou|evaiq BXaxepvai; welche von Prokopios geschildert werden, etwas Ungewöhnliches: Der Name der Kirche wird bei ihm direkt mit dem Gewand der Gottesmutter verbunden, welches in der Tat mit der Geschichte des Kultes an diesem Ort seit anderthalb Jahrhunderten zusammenhing (und noch 8 Jahrhunderte mit einigen Neuerungen zusammenhängen wird). Man sieht auch, dass diese Zusammenführung des Kirchennamens und der Gewandreliquie schon chronologisch mit dem Fest der Katathesis / Depositio / Riz(o)polozenie verbunden ist, unabhängig davon, was man später, nach dem turbulenten 9. Jh. und der Einführung des Skepe- bzw. Pokrovfestes, darüber denken mochte. Theophylaktos hat noch den Namen mit dem imperialen römischen Klang im Gedächtnis, obwohl er anscheinend nicht ganz zufällig die Beschreibung derselben Reliquie im selben Satz auch auf Griechisch anführt, gleichsam um Römisch lacerna > XaKepva ausdrücklich mit Griechisch nepiaroXia gleichzusetzen und nötigenfalls dadurch zu verdeutlichen.20
Gottesmutter-Kirchen mit diesen drei Namen stehen auch heute im Kreml und in seiner Nähe, denn Vasilij Blazennyj ist ebenfalls eine Pokrov-Kirche.
20 Wenn man von den Gewandreliquien der Gottesmutter als nspiaröXia, aber daneben auch ¿vra^ia und anapyava (s. Nikephoros Kallistos in PG 147: 69 D, 401 D) spricht, wird wohl auch ihres Todes gedacht. Eine solche Bezeichnung der alten ¿a9r|t; zeigt, dass Dormitio und Depositio nicht hermetisch voneinander getrennt waren.
Dass man sich in Konstantinopel eines lateinischen Ausdrucks in solcher Situation bediente, hat nichts Befremdliches an sich. Wie das Griechische in hellenistischer Zeit das Lateinische erst zur literarischen Sprache erhob, so kamen jetzt aus dem Lateinischen Hunderte von Wörtern, die das Griechische bei den Romäern in der Zeit der Diglossie geradezu überfluteten.21 Es handelte sich jedoch nunmehr um ein anderes Niveau bzw. ein anderes Sprachregister: Die aus Rom entlehnte Lexik betraf jetzt Gegenstände von Staat und Armee, kleine Begriffe aus dem Alltag, unter denen sich üblicherweise Entlehnungen für importierte Kleidungsstücke besonders anboten.
Das Wort lacerna war schon seit langem im römischen Gebrauch; zuerst schien es, da das Wort wohl mit dem allzu informellen lacinia assoziiert werden konnte, auf einen bescheidenen, mit Hilfe einer Fibel geschlossenen Überwurf hinzuweisen; später konnte freilich mit diesem Namen auch ein recht luxuriöses Stück gemeint sein. Als Sache gebraucht und als Wort entlehnt, wurde es bei den Byzantinern mit griechischen Lettern geschrieben (XttKepva / A.ax~) und mit morphologischen Variationen versehen: z.B. X.aKepviov.22 Der Fall ist typisch für Kleidungsstücke, bei welchen die Notwendigkeiten des Lebens und die Vorliebe der Mode für das Fremde häufig zu Entlehnung und Aneignung führen. Vom Ortsnamen Blachernai (auch BXaKepva geschrieben) her nannte man schließlich die dort verehrte Gottesmutter BX.axepvmaaa oder BA.axepvtwTiaaa23; auch dies ein üblicher Vorgang, denn lateinische Wörter gingen oft mit griechischen Elementen makkaronische Verbindungen ein.24 Der Gebrauch gerade des ursprünglich lateinischen Lexems für die Gewandreliquie der Gottesmutter konnte sogar mit der römischen Herkunft jener Vornehmen, die sie nach Konstantinopel gebracht haben, zusammenhängen.
Da das lat. Wort lacerna / Lacerna schon als Name der Reliquie im heiligen Bezirk diente und auch sonst als XaKepva / \axepva / Aaxepva25 auf Griechisch geschrieben wurde, als die Romäer noch zweisprachig waren, konnte dieses beiden Sprachen gemeinsam gewordene Lexem einige Zeit neben 'Eaö^q oder auch neptaTÖXia / neptßöA.aia gebräuchlich gewesen, dann aber mehr als diese letzteren zum Symbol des gesamten Hlg. Bezirks im Sinn der Ortschaft geworden sein, was der gebildete Theophylaktos seiner Leserschaft beflissen bezeugt.26
21 Hofmann H., 1989, passim, führt alphabetisch ca. 1700 Lexeme aus dem Lateinischen vor, welche bis 600 n. Chr. ins Griechische entlehnt und im Gebrauch waren; s. auch Kahane H. & Kahane R., 1982, p. 227.
22 Vgl. eine von M. Rostovtzeff veröffentlichte Inschrift aus Dura-Europos, wo unter anderen Darbringungen acht XaKspvia erwähnt werden, s. in: SEG 7, 64, 1934, № 373.
23 HRЛAXEPNITICA oder MBЛAKEPNITICA wird gelesen auf einer Münzlegende mit dem Abbild der Gottesmutter von Vlachernä, s. Tolstoj, 1888, 1-20.
24 Als Beispiel für solche zweifelhaften Bereicherungen durch Makkaronismen sei ein im oströmischen Frontdienst bekannter Befehl angeführt: KaT' öp5iva! So findet man u. a. auch Mischbildungen wie Sipiysüsiv, oanmov < hospitium, vgl. neugriech. aniTi (dgl. mehr bei Hofmann 1989, 227 et passim).
25 Vergleiche andere Namen von Staats- und Stadtbauten von Konstantinopel, welche mit griechisch verpackten lateinischen Wörtern beschrieben wurden: das piXiapiov < miliarium oder das berühmte Staubecken KivaTspva < Cisterna im Herzen von Konstantinopel. Bemerkenswert sind auch die Kategorie von ö^iKioi, zu denen Kulakovskij 1915, 419-428, einen Exkurs macht: Der Name dieser Gefolgsleute komme von lat. obsequium, etwa wie franz. suite, russ. свита; diese werden von einem lat. comes — griech. коргк — franz. conte angeführt.
26 Dass lacerna noch längere Zeit im Gebrauch oder zumindest im Gedächtnis einiger Einwohner von Konstantinopel blieb, zeugt auch der dunkle Name Lucerna, der in einigen Quellen statt Blachernä auftauchte (s. Ducange bei Kondakov 1915, 58-60).
Denn lacerna / XaKepva war lange Zeit kein Fremdwort, vielmehr ein Lehnwort aus einer kulturell eng verschwisterten Sprache. Die Lage änderte sich, aber Theophylaktos Simokattes als historisch interessierter und literarisch selbstbewusster Schriftsteller bewahrte seine Vorliebe für das Exquisite. So nimmt es nicht wunder, dass er etwas von der Menge schon Vergessenes noch genau wusste. Der Pöbel von Konstantinopel, welcher den heiligen Bezirk mit den Kirchen außerhalb der Stadtmauer besuchte, war es wohl, der allmählich den ganzen Ort mit dem ihm schon undeutlich gewordenen Namen Лaкepva zu assoziieren begann.27 Unabhängig von der Tatsache, dass das Fest der 'EaG^; lebendig blieb, sagte die Lautfolge lacerna dem Besucher und Pilger immer weniger. Man war z. B. bereit, statt Лакepvа auch von lucerna zu sprechen.
Die ersten Belege für BXaxepvai (-ä) sind in das 6. Jh. datiert, was wir dank TLG leicht verfolgen können. Vor allem wird also die heilige Stätte selber durch diesen alten Latinismus gekennzeichnet. Dadurch kommt es dazu, dass auch der markante Ort — die Gegend, der Bezirk — durch denselben angedeutet werden konnte, was weiterhin natürlich macht, dass nicht nur Kirche und Ort nach der Hauptreliquie ihre Namen bekommen, sondern auch die Gottesmutter mit ihrer 'EaG^; nach dieser ihren Namen bekam: BXaxepvixiaaa, BAaxepvi^Tiaaa et sim. Im 9.-10. Jh., in der Zeit des Patriarchen Photios, erfährt der Festkalender wichtige Neuerungen. Da verteidigt die Gottesmutter von Vla-chernai ihre Stadt mit ihrem Tuch, nunmehr v. a. ^a^öpiov (aus < ¿^o^öpiov) genannt, welches dadurch zur Хкеп^, zum Schutz der Stadt, wird. Dieses Fest bekam eine neue Ikonographie und ein neues Kalenderdatum und zog im 11. — 12. Jahrhundert weite Kreise, Länder wie Georgien und nordrussische Gebiete erfassend: Als in der ganzen orthodoxen Welt Kirchen mit dem Patrozinium von Хкеп^ — Pokrov gegründet wurden, kamen auch Pilger aus dem europäischen Norden nach Tsargrad, unter denen Erzbischof Antonios von Novgorod (anders Dobrynja Jadrejkovic) besonders zu beachten ist.28 Denn von dem der Gottesmutter geweihten Bezirk in Konstantinopel sprechend sagt er 'in Lacherna (russisch „въ Лахернехъ"; auch: „въ Лахерную святую", „къ Лахерней", „у Лахерны"), also anscheinend aus irgendeinem Grunde wie Theophylaktos Simokattes von der Form Lacerna ausgehend.29 Im fernen Norden scheint also das frühe Stadium in der Geschichte des Namens Vlachernä bisweilen genauer aufbewahrt worden zu sein als vor Ort; vermutlich folgten die anderen einfach dem Beispiel des Antonios, dem ein gut informierter Tsargrader Mönch die Geschichte richtig erklärte.
8.
Woher kam dann die Lautverbindung B\- am Anfang des Ortsnamens? Denn gerade als solchen — nämlich als BXaxepvai — trifft man ihn in den Quellen. Vom „irrationalen
27 Erst nach dem Ende des 5. Jh.s — und dies nur allmählich — begann man im Lateinischen die Lautverbindungen ce- und ci- mit Affrikaten auszusprechen. Dazu Tronskij J. M., 2001, S. 60 mit § 80 und S. 138 f., § 289. Das Gleiche sieht man auch am Wort KivaTspva.
28 Putesestviie 1872, Sp. 95; 101 et al.; Deutsch vgl. Seemann 1976, 213-221, 413, 449-450.
29 Neben „v Lachernech" bei Antonios von Novgorod ist die Form „въ Лахернехъ" bei den Russen nicht einmalig: man findet sie ebenso gut in Georgios monachos (Amartot), in der Nestorchronik (Povest' vre-mennykh let) und dementsprechend in der Radziwill-Chronik Dass die russischen Autoren und Kopisten in der Formel „въ Влахернехъ" eine Dittographie gesehen haben und durch Konjektur zur alten Wahrheit fanden, ist in Anwesenheit anderer Wendungen mit demselben Ortsnamen kaum wahrscheinlich.
Spiranten" schrieb zwar K. Krumbacher ausgiebig, aber gerade nicht in der Anfangs-Position im Wort.30 Es gibt mehrere Möglichkeiten, dies zu erklären, was gewöhnlich für eine einleuchtende Erklärung wenig hilfreich ist.
(a) Zwischen m und l kommt es mitunter zu einem parasitären Infix b:31 Es könnte grundsätzlich ein Konsonant dieser Art mitten in einem Syntagma entstehen, und nach TLG ist ¿v mit dem Dat. des Ortsnamens die häufigste Verbindung mit diesem Wort. So ließe sich aus *¿ц (B)\axepvaiq die Entstehung einer Lautgruppe e|<ß>\ erklären; aber so schreibt man die entsprechende Präposition anscheinend nicht. Die Wortgruppe ¿v Лaxepvalq würde vielmehr ein *¿Л. — Лa ergeben.32 Der Zusatz des Spiranten bleibt also auf diesem Wege ungeklärt.
(b) Eine andere Möglichkeit wäre die Anpassung an irgendein einheimisches Lexem, wie es in Volksetymologien so genial leichtsinnig zu geschehen pflegt: So wird russ. Сарская мыза / Sarisches Dorf (von dem finn.-ugrisch. saari ,Insel, Anhöhe') zu Царское село, also Zarendorf. Die Lautverbindung ß\- sieht man zwar in mehreren Wortanfängen, aber nur bei Щдтта und Ableitungen davon, die auf purpurne Kleider bzw. Tücher hinweisen, lässt sich etwas erkennen, was eine paretymologische, aber sinnvolle Stütze für die Einführung des Spiranten einigermaßen — aber wenig einleuchtend — motivieren könnte.33
Deswegen könnte man vielmehr (c) an eine Stärkung des Konsonanten Л- am absoluten Anfang des Wortes durch einen zusätzlichen Laut denken — in Analogie zu etlichen Wörtern, die einen ursprünglichen Spiranten am Wortanfang zeigen, wie z. B. ßA.en«, ß\u (ш etc., oder zu einem ß-, welches ein Rest des abgebröckelten ersten Teils von einem Kompositum war, wie etwa ßAoytä < eüA.oyia, ßyeviKÖq < eüyeviKÖq (vgl. ST^xia < eÜTUxia, y9r|via < eüB^via); ßyäZw < aüyäZ«, ßöö^aöa < eßöo^aq et sim.34 Letztendlich kann man wohl einfach eine irrationale Stärkung durch diesen Spiranten ß- annehmen, da dieser nach Desemantisierung ähnlich wie in parallelen, durch verschiedene phonetische Prozesse gewachsenen Lautgruppen einfach die nötige Stärkung zu leisten vermochte.35 Solche Stärkung durch stimmhafte Konsonanten kann man sowohl in Appellativa36 als
30 Krumbacher 1886, 359-444; mehr Material finden wir bei Hatzidakis 1892, 321-327.
31 Typisch ist die bekannte Perfekt-Form von poXeiv: pspßXwKe (z. B.: Hom. Od. 17, 190), wo der Spirant eher parasitär ist; zu vergleichen ist ein ähnlicher Dental-Konsonant im Russischen: н<д>рав neben норов, вс<т>ретить neben altruss. сретати, сретение et sim.
32 Die treffende Frage, ob die v\-Lautgruppe im Griechischen normalerweise annehmbar sei, verdanke ich meinem Kollegen N. L. Suchacev; im Spätgriechischen ist zwar diese Lautgruppe am Wortanfang vertreten (freundlicher Hinweis von S. Fahl, brieflich, nach LBG 1, 514), aber alle 6 Belege betreffen nicht die Stämme, sondern sind Bildungen mit der Vorsilbe (wie ¿v-\axavw), so dass sie, wie schon der Verweis (ebenda) '¿vXüxwoq s. ¿AAüxvioq' zeigt, der Assimilation unterlagen.
33 Die Assoziation mit dem Ethnonym BXaxoi, die an sich interessant scheinen könnte, passt nicht in diesem Fall, da der Spitzname dieser vorerst sehr unbestimmten Volks- oder gar Völkergruppe (vgl. Va-lachia, deutsch welsch, poln. wlochi etc.) in Byzanz erst viel später als BXaxspva belegt ist. Es gibt zwar in LBG, s. v., auch ältere Beispiele, aber man müsste sie fleißig auf Anachronismen prüfen.
34 Die oft in entgegengesetzter Richtung gehenden Prozesse (Aphärese, Prothesis) im Neugriechischen sind bei Hatzidakis 1892, 321-327 reich belegt.
35 Zum etwa gleichzeitigen Lexem KivaTspva aus dem lat. cisterna gilt weitgehend das Gleiche. Denn nach LBG, s. v. KivaTspva, schreibt man auch yiatspva (yr|OT£pva, yuatspva), und diese Stärkung des Wortanfangs — wie im Fall von lacerna — ohne besondere und evidente Gründe.
36 Vgl. russ. калоша / галоша < franz. caloche, deutsch Galosche, die man letzten Endes für Nachfolger von griech. Ka\ono5iov hält. Der Zusatz von etwas Fremdem am Wortanfang ist auch eine Art Stärkung: grenouille soll von ranuncula kommen, und ich frage mich, ob jemand den Anfangs-Konsonanten ergründen kann.
auch in Toponymen beobachten, wie in dem Ortsnamen npoüaa > h. Bursa; andererseits wurde aus AaoStKda (am Meer) ein Latakia...
9.
Zum Abschluß unserer lexikographischen Studie: Um die Mitte des 6. Jh.s, also nur etwa zwei Generationen nach dem Bau der Pulcheria-Kirche, versteht Prokopios in seinem Werk über die Bauten Justinians Blachernai schon als Ortsnamen: Die Veränderungen im Volksmund haben also recht wenig Zeit gebraucht. Dass sich Theophylaktos Simokattes etwa um die Mitte des 7. Jh.s noch an eine Reliquie Namens Lacerna erinnert37, zeigt einfach, dass gelehrtes schriftliches Gedächtnis dauerhafter als der ordinäre Sprachgebrauch ist. Dennoch gab es neben vorerst deutlichen Umständen im Verhältnis von BXaxepvat und lacerna / Xaxepva / Aaxepva auch verdunkelnde Umstände: Denn die Rolle und Verständlichkeit des Lateinischen nahm im Osten immer mehr ab; außerdem erwartet man bei einem Ortsnamen nicht unbedingt einen appellativischen Hintergrund, und es ist nicht von vornherein klar, dass man zwischen den Zeichen einer schon vergessenen Sprache im Haufen solcher Namen wie lacerna, lucerna, lanterna, lacerta, lacertus, lacuna etc. sich auskennt. Als ein Ortsname (in der lateinischen Tradition geschrieben als Vla-chernae oder auch Vlaquernai) wird das Wort nunmehr im Lateinischen gerade als Gräzismus empfunden. Solch ein Lautkomplex konnte dafür getrost als Ortsname gelten und auf das Sakrale mit einem feierlich undurchschaubaren und somit altehrwürdigen Namen urbi et orbi hinweisen.38
Literaturhinweise
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37 Dabei ist durchaus möglich, wenngleich nicht zwingend, dass Theophylaktos mit seiner Lacerna als Reliquie den üblichen Ortsnamen Blachernai absichtsvoll als etwas Vulgäres verwirft.
38 Ich danke den Berliner Kollegen Sabine und Dieter Fahl für kundige Hilfe mit meinem deutschen Ausdruck und über das rein Sprachliche hinaus. Meine Fehler trete ich jedoch niemandem ab.
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Received: 25.02.2018 Final version received: 26.04.2018
Lacerna во Влахернах
Александр Константинович Гаврилов
Санкт-Петербургский институт истории РАН,
Российская Федерация, 197110, Санкт-Петербург, Петрозаводская ул., 7; a.k.gavrilov@mail.ru
Автор считает, что история топонима Влахерны началась в конце V-VI в. с лат. апел-лятива lacerna / Aaxspva (в исходном значении — открытый плащ, застегивающийся на плече), который сперва стал именем собственным для богородичной реликвии, а затем начал выступать как топоним BAaxspvai. На этой стадии его первичное латинское значение, а там и звучание, было утрачено; в греческой среде начало нового слова было усилено звонким спирантом. Появление ß- перед начальным согласным вряд ли можно объяснить какой-либо неизбежностью; однако греческие лексиконы византийского времени показывают, что кроме довольно многочисленных слов на ßA- немало образований различного происхождения давали в начале слов сочетание звуков типа ßA-, ßy-, ßp- и т. п. (ср. развивавшееся тогда же слово Kivatspva или yiatspva из лат. cisterna). Так, лат. апеллятив lacerna, послужив некоторое время в греч. яз. именем реликвии, а затем именем собственным для церкви на северо-западе Константинополя (ср. рус. «въ Лахернехъ», «въ Лахерную святую», «къ Лахерней», «у Лахерны»), дал начало топониму BAaxspvai. О том, что связь Влахерн с латинским словом еще чувствовалась образованными греками VII века, ясно свидетельствует писатель этого времени Теофилакт Симокатта (Hist. 8, 5, 1-3 de Boor, 1887). Превратившись в название квартала византийской столицы, слово вернулось в латынь уже в качестве заимствования из греческого. Благодаря престижу обоих языков и значению связанных с Богородицей святынь этот топоним постепенно стал известен повсюду.
Ключевые слова: Влахерны, топоним, ризоположение мафорий, Покров, латинизмы в греческом, начало слова, история слов.