L. Naiditsch, N. Swetosarowa
DIALEKTLEXIKOLOGISCHE PROJEKTE VON V. M. SCHIRMUNSKI UND DIE WORTKARTEI VON L. R. SINDER*
Диалектологические проекты В. М. Жирмунского и словарная картотека Л. Р. Зиндера. Тема статьи связана с изучением диалектологического архива акад. В. М. Жирмунского и его учеников. В 1920-е годы ученый организовал исследовательскую группу, которая занималась изучением немецких «островных» диалектов на территории СССР. Исследователям удалось опубликовать лишь часть собранных материалов. Готовясь к составлению диалектного словаря, Жирмунский собирал материал диалектной лексики. Сюда относятся заполненные словарные анкеты и составленная Л. Р. Зиндером картотека диалектных названий домашних животных и насекомых. В статье обсуждается состав этой картотеки в сравнении с анкетами, а также диалектная принадлежность, а отчасти и история и этимология входящих в нее слов.
Ключевые слова: немецкая диалектология, немецкие островные диалекты на территории СССР, диалектологический архив В. М. Жирмунского, диалектная лексика.
Viktor Maksimovic Schirmunski (Zirmunskij) (1891-1971), der Gelehrte mit breit gefächerten philologischen Interessen, der bereits in seinen Jugendjahren durch seine Studien der deutschen Literatur, der Metrik und Poetik bekannt war, wandte sich in den 20-er Jahren der Erforschung der Russlanddeutschen zu (Schirmunski 2010: 934).
Damals gab es in der Sowjetunion - an der Wolga und im Schwarzmeergebiet, in der Ukraine, im Nordkaukasus, in Wolhy-nien, in der Umgebung von Leningrad (St. Petersburg) und selbst in Sibirien und in Turkestan - deutsche Dörfer mit insgesamt etwa 1,2 Millionen Einwohnern. Diese deutschen Kolonien, deren älteste in
* Исследование выполнено при финансовой поддержке РГНФ, проект № 13-04-00369 «Германистические архивы в Санкт-Петербурге. Научная обработка архива В. М. Жирмунского в СПФ АРАН». Die Forschung erfolgte dank der Finanzunterstützung des Projekts von RFH № 13-04-00369: "Germanistische Archive in St.Peterburg. Wissenschaftliche Aufarbeitung des Archivs V. M. Zirmunskij an der Akademie der Wissenschaften". Die Verfasserinnen danken Dr. Rudolf Post für seine wichtigen Hinweise bei der Arbeit am vorliegenden Aufsatz.
den 1760-er Jahren unter der Zarin Katharina II. entstanden waren, boten den Germanisten wichtiges Forschungsmaterial. Die WolgaGebiete wurden damals bereits zum Thema der wissenschaftlichen Studien der Sprachwissenschaftler aus Saratow, andere Gebiete blieben unerforscht. Somit gründete Schirmunski ein Seminar zur Erforschung der Sprache und Kultur der deutschen Kolonisten in Russland, das zuerst bezweckte, deutsche Volkslieder in den Kolonien bei Leningrad und in der Ukraine aufzuschreiben und zu erforschen. Allmählich breiteten sich die Interessen des Seminars aus; die damals noch gut greifbaren Inselmundarten wurden zum aktuellen Thema der Arbeitsgruppe. Auf der Grundlage des Seminars wurde im Jahre 1924 das Leningrader Zentrum zur Erforschung der deutschen Siedlungen in Russland gegründet. Ende der 20er Jahre wurde es zu einer Abteilung des neu gebildeten Instituts für Sprachkultur (Институт Речевой Культуры). Schirmunski und seine Mitarbeiter stellten sich zur Aufgabe, die Kolonien in den Gebieten von Leningrad und Novgorod, in der Ukraine, auf der Krim und in Transkaukasien allseitig zu untersuchen (Najdic 1991, Berend, Jedig 1991, Зиндер 1998, Смирницкая 2000, Светозарова 2006, 2013). Sie bereisten zwischen 1926 und 1930 zahlreiche deutsche Siedlungen in diesen Gebieten (Зиндер, Строева 1978, Зиндер 1998, Bachmann 1929, Светозарова 2015). Die Forschungsreisen wurden zweimal pro Jahr während der vorlesungsfreien Zeit unternommen.
Lev Sinder (1904-1995), heute als Sprachwissenschaftler, Phonetiker, Phonologe, Germanist, als Nachfolger von L.V. Scerba bekannt (Naiditsch, Svetozarova 2008, Вербицкая 2004), damals Student, ein Schüler von Schirmunski, nahm an der Tätigkeit der Arbeitsgruppe aktiv teil. Er beteiligte sich an der Aufnahme der Volkslieder auf die Wachswalzen, wovon die den Walzen beigelegten Zettel zeugen: In 57 von den im Phonogrammarchiv des Instituts für Russische Literatur (Puschkinski Dom) erhaltenen 82 Walzen kommt sein Name vor. Er machte, zusammen mit anderen Forschern, Feldaufzeichnungen der Mundarten in den deutschen Kolonien bei Leningrad; danach wurde er in eine kleine Studentengruppe eingeschlossen, die beauftragt wurde, deutsche Mundarten in der Nordukraine, im Kreise Konotop zu untersuchen; im Zentrum ihrer Forschungsarbeit war die Siedlung Belye Vezi im ehemaligen Gouvernement Cernigov. Im Sommer 1927 und im Winter 1928 unternahm er zusammen mit Tatjana Sokolskaja (später bekannte Germanistin Tatjana Viktorovna Stroewa) und Valentina Pogorel-skaja (später Dozentin für deutsche Sprache am Pädagogischen
Institut in Leningrad) Studienreisen in die Ukraine. Als Ergebnis entstanden einige Forschungen, darunter die Diplomarbeiten von Sinder, von Sokolskaja und von Pogorelskaja und der Artikel "Eine oberhessische Sprachinsel in der Nordukraine" (Sokolskaja, Sinder 1930), dessen grammatischer Teil von Tatjana Sokolskaja und phonetischer Teil von Leo Sinder geschrieben wurden. Nach der Empfehlung von V.Schirmunski wurde der Beitrag in Deutschland publiziert. Was die Diplomarbeit von L. R. Sinder betrifft, so wurde sie in seinem Hausarchiv gefunden und im Jahre 2006 publiziert (Зиндер 2006, Пузейкина, Светозарова 2012).
Bei den Erhebungen in der Inselmundarten bildeten die Sätze von Georg Wenker die Grundlage; Schirmunski fügte noch eine Liste von 200 Testwörtern hinzu. Er versandte entsprechende Formulare an die Lehrer der deutschen Siedlungen in der Ukraine mit der Bitte, sie in die entsprechende Mundart zu übersetzen, was der Methodik der Marburger Schule entsprach. Diese Fragebogen bezweckten, vor allem die phonetischen und morphologischen Besonderheiten der Mundart zu erheben; jedoch schloss Schirmun-skis Wortliste Lexeme ein, die auch für die Wortforschung wichtig sein konnten. Somit hatte er vor, sich auch mit Dialektlexikologie zu beschäftigen. Es wurde geplant, ein Wörterbuch der Bauernwirtschaft in den Kolonien zusammenzustellen, wobei Wörter und Sachen erforscht werden sollten (Schirmunski 1925). Schirmunski hat auch ein Wörterverzeichnis der Bauernwirtschaft zusammengestellt (53 Wörter), das zur Grundlage eines Wörterbuchs dienen sollte. Diese Fragebogen wurden im Jahre 1930 in die deutschen Dörfer der Ukraine geschickt; die ausgefüllten Formulare sind im Archiv Schirmunski in der St. Petersburger Filiale des Archivs der Akademie der Wissenschaften aufbewahrt. In seinem Buch über die deutschen Mundarten in der Ukraine forderte der Gelehrte, Lehrer der deutschen Schulen auf, an der lexikalischen Sammelarbeit teilzunehmen. Er schrieb (1928: 66): "An einem solchen Wörterbuch der Bauernwirtschaft kann ein jeder mitarbeiten; eine besondere sprachhistorische Schulung ist für das Sammeln nicht erforderlich. Wir brauchen natürlich recht viele Mitarbeiter, damit jede Kolonie im Wörterbuche vertreten sei". Schirmunski war mit dem damaligen Stand der Dialektlexikologie gut vertraut. In seinem im Jahre 1932 publizierten Artikel über die Methoden der Sozialgeographie gibt er eine Überschau der dialektalen Wörterbücher (Жирмунский 1976: 422-452). Um die Besonderheiten des Schwäbischen zu erschließen, gebrauchte Schirmunski das schwäbische Wörterbuch von Hermann
Fischer als Vergleichsquelle. Das damals noch handschriftliche pfälzische Material wurde dem Gelehrten von Ernst Christmann in Verfügung gestellt. Walther Ziesemer half ihm bei der Identifizierung einzelner Wörter preußischer Herkunft aus dem Menno-nitenplatt.
In den 30-er Jahren wurde die Arbeit an den deutschen Mundarten in der Sowjetunion eingestellt: Den Repressalien wurden sowohl die Russlanddeutschen, als auch die Germanisten, die sie erforschten, ausgesetzt. Schirmunski wurde als angeblicher deutscher Spion dreimal verhaftet und nur dank der riesengroßen Bemühungen seiner Kollegen und seiner Familie befreit. Zum Glück teilten die jüngeren Mitarbeiter von Schirmunski das schreckliche Schicksal seiner Schüler und Kollegen, wie Alfred Ströhm oder Ellinor Johannson, die während der Stalinschen Repressalien umgekommen sind (Светозарова 2010), nicht. Das von Schirmunski vorbereitete Projekt eines Dialektwörterbuchs der Bauernwirtschaft, wie auch andere Vorhaben, kamen zum Erliegen. Viele Materialien wurden bei den Verhaftungen beschlagnahmt. Manches ist aber in den Archiven St. Petersburgs erhalten geblieben. Allmählich werden diese Unterlagen bearbeitet. So wurde die Bestandsaufnahme und die Aufarbeitung von Schirmunskis Volksliedarchiv am Institut der Russischen Literatur und am Archiv der Akademie der Wissenschaften in Petersburg unternommen, was dank der deutsch-russischen Projekte, an denen Natalija Swetosarowa und Larisa Pusejkina (Universität St. Peterburg) und Eckhard John (Volksliedarchiv Freiburg/Breisgau) teilnahmen, ermöglicht wurde. An der Reihe ist der rein dialektologische Teil des Archivs der Akademie der Wissenschaften in Petersburg (an dem entsprechenden Projekt arbeiten zur Zeit Naiditsch, Swetosarowa und Pusejkina; siehe Пузейкина, Светозарова 2012). Was die Lexik betrifft, so ist das erhobene Material in den folgenden Quellen zu finden. 1) 200 Wörter, die den Sätzen Wenkers beigefügt wurden (unter ihnen sind einzelne Lexeme, die auf die Arbeit mit Lexik zielen, so z. B. die Benennung von Wochentagen, von einigen Tieren, von Gemüse u. a.). 2) Lexikalische Fragebogen zur Bauernwirtschaft, die von Lehrern ausgefüllt wurden (weiter FB). 3) Die Kartei der Benennungen der Haustiere, Insekten und Vögel, die von Lev Sinder zusammengestellt wurde (weiter KartS). Diese letztere Quelle steht im Zentrum unserer Betrachtung; sie wird im weiteren mit den anderen Archivmaterialien verglichen.
Die Kartei besteht aus 142 handschriftlichen Karten, die alphabetisch geordnet sind; sie ist offensichtlich in den Jahren 1930-
1932 von L.R.Sinder zusammengestellt. Auf jeder Karte ist ein Stichwort geschrieben und seine Entsprechung in einer der Mundarten oder in einer Region, die danach angegeben werden, oft als Abkürzung: O - Odessaer Kreis, Nukr - Nordukraine, Sukr - Südukraine, Tr - Transkaukasien. Z. B. die 5 ersten Karten:
1. Ameise
Hemsächer Mariental O. Selz O. (O.= Odessaer Kreis)
2. Ameise
Imins [-e] Worms N. (N.=Nikolaev)
3. Ameise
Imenz München N. [-se] Speyer N. [-ze] Katharinental N. [-ns] Karlsruhe N.
4. Ameise
Imes Mannheim O. Kassel O.
Landau N. Sulz N. Rohrbach N.
5. Ameise
Emenz Rastatt N.
Manchmal sind auf ein und derselben Karte einige Orte angegeben, wo das ensprechende Dialektwort angetroffen wurde.
41. Fledermaus
Speckmaus Sukr Tr Nukr (Südukraine, Transkaukasien, Nordukraine)
77. Kalb
Kalb Sukr Nukr (Südukraine, Nordukraine)
Dialektvarianten sind meistens in der orthographischen Form verschriftlicht; in einzelnen Fällen ist auch Transkriptionen angegeben. Meistenteils spiegelt das Geschriebene die Dialektphonetik recht gut wider, z.B. Liewerherrgottskäferle ,Marienkäfer' mit w als Reibelaut u. a. Solche Schreibweise war für das geplante Wörterbuch gut geeignet.
Der Bestand der Lexeme in der Kartei von Sinder überschneidet sich mit demjenigen in den lexikalischen Fragebogen von Schirmunski, fällt aber damit nicht völlig zusammen. So sind die folgenden Wörter aus dem Fragebogen auch in der Kartei vorhanden: Der Zuchtstier (бугай), das Kalb, das Schwein (allgemeine Bezeichnung), das männliche Zuchtschwein, das verschnittene männliche Schwein (боров), das weibliche Zuchtschwein (Mutterschwein), das Ferkel, das unbeschnittene männliche Pferd (жеребец), das verschnittene männliche Pferd (мерин), das weibliche Pferd, das junge Pferd (жеребенок), die Ziege, der Hahn, das brütende Huhn, die Ente (allgemeine Bezeichnung), die männliche Ente, die weibliche Ente, die männliche Gans (гусак), der weibliche Hund, der Kater, brünstig (von einer Kuh), nicht milchgebende Kuh (недойная
корова), die Biene, die männliche Biene (die Hummel, трутень), die Pferdemücke (овод), die Ameise, der Maikäfer, der Schmetterling, der Maulwurf. Die folgenden Wörter aus der Kartei Sinder haben in dem Fragebogen keine Entsprechung: Fledermaus, Heuschrecke, Huhn, Küchlein, Marienkäfer, männlicher Hund, Mücke, Ochs, Zimmerfliege. Man kann annehmen, dass Schirmunski einige Varianten des Fragebogens ausgearbeitet hatte; eine davon wurde zur Grundlage der Arbeit von Sinder.
Mit großer Wahrscheinlichkeit kann man behaupten, dass die Forscher selbst, Schirmunski und seine Schüler, vor allem Sinder, in den entsprechenden Kolonien gewesen sind und mit Mundartsprechern gearbeitet haben. Davon zeugen u. a. die Aufzeichnungen in Transkription in der Kartei von Sinder, die nur von Fachwissenschaftlern und aufgrund der Höranalyse gemacht werden konnten. Es wird auch durch die historische Archivforschung der Studienreisenrouten bestätigt: So war Schirmunski selbst in fünf der in der Kartei erwähnten Gebiete. Sinder führte seine Forschungen im Gebiet Cherson, in den sogenannten schwedischen Kolonien und in vielen anderen Regionen durch.
In der Kartei ist das Material der folgenden Kolonien vertreten:
Gebiet Odessa: Alexanderhilf, Baden, Elsaß, Franzfeld, Freudental, Groß-Liebental, Güldendorf, Kandel, Kassel, Klein-Lieben-tal, Mannheim, Mariental, Neuburg, Selz, Straßburg. Gebiet Niko-laev: Johannestal, Katharinental, Karlsruhe, Landau, München, Rastatt, Rohrbach, Speyer, Sulz, Waterloo, Worms. Moldauische Republik: Bergdorf, Glückstal, Neudorf. Krim: Friedental, Heilbrunn, Herzenberg, Kronental, Neusatz, Rosental, Sudak, Zürichtal. Transkaukasien: Alexandersdorf, Alexanderhilf, Annenfeld, Elisabethtal, Helenendorf, Katharinenfeld, Marienfeld. Cherson: Klosterdorf, Mühlhausendorf. Konotop: Belowjesch, Gorodok. Am Dnepr: Jamburg, Rybalsk.
Wenden wir uns unmittelbar dem Material der Kartei zu.
Die Bezeichnungen der Ameise können "als Musterbeispiel für eine starke Variation ein und desselben Wortes" gelten (Post 1990: 154). In der Kartei ist Folgendes zu finden. Imins (Worms, Gebiet Nikolaev), Imenz (München, Speyer, Katharinental, Karsruhe -Gebiet Nikolaev), Imes (Mannheim und Kassel im Gebiet Odessa, Landau, Sulz, Rohrbach im Gebiet Nikolaev), Amoisn (Jamburg am Dnepr). Die meisten Varianten entsprechen denjenigen in rheinfränkischen Mundarten. Die Jamburger Form ist eine bairische.
Siehe: Schuhmacher 1963, Bad.Wb. I: 39-40; Pf Wb I: 195 f, Karte 11, DWA Bd. 5, Post 1990: 154, Post 2010 Karte, SHW 214.
Im Standarddeutschen wird das junge Pferd als Fohlen oder Füllen bezeichnet (das zweite war ursprünglich eine diminutive Form von der ersten). Die Kartei von Sinder enthält das Wort Fohle aus der Kolonie Rybalsk, das auch in vielen Fragebogen (FB) als Fohlen, Falem, Fohle, Fülle, Fille zu treffen ist. Es gibt aber auch in der Kartei Sinder (KartS) weniger verbreitete Lexeme derselben Bedeutung - Hutch und Wutch, offensichtlich phonetische Varianten von Hutsch und Wutsch ,Fohlen': Hutsch in einigen Kolonien bei Odessa (Neuburg, Alexanderhilf, Freudental u. a.), in der Moldauischen Republik (Glückstal, Neudorf u. a.), im Gebiet Nikolaev (Worms, Waterloo u. a.), in Transkaukasien (Annenfeld); manchmal auch mit dem Diminutivsuffix -el, -ele. Wutsch wurde laut den Angaben der KartS auch bei Odessa und Nikolaev aufgezeichnet.
Diese Wörter sind auch in FB vertreten; so z. B. Wutsche oder Wutschel in einigen Kolonien des Kreises Odessa (Kandel, Straßburg, Baden u. a.), Hutsch im Melitopoler Kreis u. a. In einem Fragebogen aus Feodorowka, Charzysk, lesen wir als Übersetzung des Begriffs ,junges Pferd': „Bis zu 1 Jahr Milchfohl, nach 1 Jahr Hutsch". Die beiden Wörter sind im Pfälzischen Wörterbuch zu finden, Wutsch auch im Rheinischen und im Elsässischen und in dem Kleinen Pfälzischen Wörterbuch von R. Post. (Pf.Wb 6: 1511, Post: 161). Sie entstammen wahrscheinlich der Kindersprache. Im Südhessischen Wörterbuch (866) ist Hutsch als Lock-und Kosewort für Rindvieh, insbesondere für das Kalb und auch für das Fohlen registriert.
Dem standarddeutschen Fledermaus entspricht in der KartS das Wort Speckmaus, das in der Süd- und Nordukraine und in Trans-kaukasien registriert wurde. In den Pfälzischen Wörterbüchern wird es als veraltet bezeichnet. Sein Ursprung ist mit dem Aberglauben verbunden, dass die Fledermäuse im Ofenrohr leben und sich dort mit Speck ernähren (Pf.Wb.Bd. 6: 239, Post: 140).
Die Wörter Krikser, Krekser, Kriks, Kriksmäische in der Bedeutung 'Heuschrecke', 'Grille' haben Parallelen in rhein-fränkischen Mundarten, vor allem im Pfälzischen. So finden wir die Formen Gricks, Gricksel, Grickselmaus in den folgenden Wörterbüchern: Pf. Wb. 3: 436, Post: 70, Rhein.Wb. IV 1490, SHW 1825f, Dischinger: 87. Etymologisch geht diese Benennung auf die Onomatopöie zurück, d.h. auf die lautmalenden Verben gricksen, grickseln - dialektal 'zirpfen'.
Für die Bezeichnung des Katers sind in der KartS drei Lexeme zu finden. Dasjenige, das dem Standarddeutschen entspricht, hat phonetische Varianten Kater, Koder und wurde in den Gebieten Odessa (Neuburg, Alexanderhilf, Freudental) und Nikolaev (Worms, Rohrbach), in Rybalsk am Dnepr und in einigen anderen Kolonien registriert. Die Bezeichnung Maller, Mallert wurde in einigen Kolonien bei Odessa (Güldendorf, Klein-Liebental, Mannheim, Elsaß) angetroffen, Katzenmaller, Katzenmallert in Mariental, Franzfeld, Selz, Straßburg, Kassel bei Odessa und in Karlsruhe und Waterloo im Gebiet Nikolaev, wie auch in der Moldauischen Republik. Die dritte Form Relling wurde nach KartS in den Kolonien Transkaukasiens registriert (Elisabethtal, Katherinenfeld, Helenendorf, Annenfeld u. a.), die Form Raller in Groß-Liebental bei Odessa. Was die Formulare FB betrifft, so sind dort zahlreiche Belege des betrachteten Lexems als Kater, Kode, Kota u. a. vertreten, wie auch die Form Maller in einigen Kolonien der Moldauischen Republik und Katzenmollert im Odessaer Kreis in den Kolonien Baden, Kandel, Straßurg.
Nach DWA sind die Formen Kater/Karer vor allem im Westmitteldeutschen zu treffen; Maller/Mallert im Odenwald /Nordelsaß und in dem süd-östlichen Teil der Pfalz. Die Formen Rälling/Relling sind die schwäbischen, Raller die badische. Die Wörter Raller, Roller, Rolli, Rolle sind für das badisch-elsässische Gebiet recht typisch (Dischinger: 160). Im Südhessischn Wörterbuch sind die Formen Roller und Raller ,Kater' registriert (1196, 1449 f). Siehe auch Pf. Wb 4: 1146, Els 1: 670, Post 210 Karte. Das Lexem Maller - Mallert ist nach R. Post im Südrand der Vorderpfalz ver-tereten (Post: 104 f), was als Hinweis auf den Ursprung einiger Kolonisten der Gebiete Odessa, Nikolaev u. a. gelten kann. Das Wort Relling ist in Grimms Wörterbuch zu finden, wo es als schwäbisch bezeichnet wird; das Wort Rölling - im Pfälzischen Wörterbuch. Diese Lexeme sind etymologisch mit rollig 'brünstig' verbunden. Die phonetisch ähnliche Form Raller ist wahrscheinlich aus dem französischen Verb râler ,schreien, brüllen' entstanden. Vgl. Ralling , Kater' in Kreichgau (Östringen) und auch den Necknamen der Kronauer - Ralli, was ,Kater' bedeutet1.
Unterschiedliche Bezeichnungen des Maulwurfs entstanden infolge der Volksetymologie. In der Standardsprache wurden die Formen muwerf (aus mu ,Haufen' und werf ,Werfer') und die spätere
1 http://www.kronau.de/web/mein-kronau/Dae-Krunaemae-Ralli.php
moltwerf «Erdwerfer» (aus molt, mult ,Staub') zu Maulwurf «Werfer mit dem Maul» umgedeutet (Etym: 851). Entsprechende Lexeme sind auch in der KartS zu finden, z.B. Maulworf [maulvorsf in Alexanderhilf bei Odessa. In manchen Mundarten sind die semantisch-morphologischen Veränderungen entweder einen anderen Weg gegangen oder wurden sie weiter entwickelt. So ist die innere Form solcher Wörter, wie Maulwerfer (Groß-Liebental bei Odessa, Glückstal Moldauische Republik) und Maulwieler (von wühlen) (Rohrbach, Johannestal im Gebiet Nikolaev), klar und durchsichtig. In Maulwurm (Güldendorf bei Odessa, Heilbronn auf der Krim) wurde der zweite Teil des Wortes umgedeutet, so wie auch in Maulwolf (Klein-Liebental und Kandel bei Odessa). Das Wort Mauerwolf (Neuburg, Franzfeld, Freudental Gebiet Odessa) demonstriert die Umdeutung beider Teile der Komposita. Maulwelfer, Maulwelfler, wie auch Maulwelber und Maulwelda in einigen Kolonien in den Gebieten von Odessa und Nikolaev zeigen eine entgegengesetzte Entwicklungsrichtung - die Verdunkelung der inneren Form. Was das Wort Molkwurm betrifft, das in Belowesch aufgezeichnet wurde, so geht sein erster Teil aller Wahrscheinlichkeit nach auf das alte Wort molt ,Erde' zurück. L. Sinder gibt auch die Transkription dieses Wortes [molkvorsm], um seine Aussprache zu veranschaulichen. Für transkaukasische Kolonien sind in KartS noch zwei Formen angegeben: Mauerfer (Alexanderhilf) und Mauwerfer (Annenfeld).
Die Lexeme Maulwerfer, Maulwieler, Maulwolf, Maulwelfer sind im Pfälzischen Wörterbuch vorhanden (Pf. Wb Bd. 4, 1464 1389, Post 155). Die breite Variierung des Wortes finden wir auch in den Formularen der FB.
Die Bezeichnung des Marienkäfers hat viele dialektale Varianten, nach der Feststellung von R. Post (1990: 157) nur im Pfälzischen über 60. Die meisten von ihnen spiegeln die Vorstellung von der überirdischen Herkunft dieses Insekts wider. Unter den in KartS vorhandenen Lexemen sind z. B.: Herrgottskäferle (Mariental, Mannheim, Elsaß, Straßburg bei Odessa, München, Speyer, Landau Gebiet Nikolaev), Liewerherrgottskäferl (Selz, Gebiet Odessa u.a.), Heilandvögele (Gross-Liebental, Alexanderhilf , Güldendorf Gebiet Odessa; Waterloo, Johannestal Gebiet Nikolaev, wie auch einige Kolonien auf der Krim und in Transkaukasien), Herrgottsvögele in einigen phonetischen Varianten in den Gebieten Odessa und Niko-laev u. a., Fraukäferl in der bairischen Kolonie Jamburg am Dnepr
und Butterkäfer in Mühlhausendorf Gebiet Cherson. Vgl. Pf.Wb.3, 877-879.
Bei der Bezeichnung des Hahnes konkurrieren nach der KartS zwei lexikalische Varianten, wobei jede von ihnen eine Reihe phonetischer Varianten aufweist. Die Formen Hah(n), Hohne, Hahne, oft mit nasalisiertem Wurzelvokal wurden in manchen Mundarten in den Gebieten Odessa, Nikolaev, sowie in der Moldauischen Republik aufgezeichnet. Der andere Wortstamm ist in den folgenden Lexemen vertreten: Gickel (Zürichtal und Sudak auf der Krim, Belowesch Konotop), Geckler (Glückstal Moldauische Republik), Gockler (Klein-Liebental u. a. bei Odessa), Gückler (in einigen Mundarten in den Gebieten Nikolaev, Odessa und auf der Krim), Gickler (auf der Krim), Gockel (Heilbronn Krim, Marienfeld Transkaukasien). Solche Mannigfaltigkeit der phonetischen Formen der beiden Lexeme ist in Deutschland bekannt und wurde wahrscheinlich in die Sprachinseln aus der deutschen Heimat mitgebracht. Für die Varianten Hah(n), Hohn(e) siehe PfWb 3, 581, SHW 46; das e im Auslaut ist durch die ursprüngliche schwache Konjugation des Wortes zu erklären. Für Gickel, Gockel, Gockelhahn siehe Pf. Wb. 3: 368, Post 210 Karte, SHW 1406, Dischinger: 84.
Noch mehr Varianten weist das Wort 'Zuchtstier' auf, was sowohl in KartS, als auch in FB registriert ist. Das Lexem Farr, das in vielen mitteldeutschen Mundarten vertreten ist (RhWb Bd.2 297, Pf Wb. 2, 1041, 1043 Karte), wurde laut KartS in manchen Kolonien der Ukraine aufgenommen, vor allem im Gebiet Nikolaev (Rohrbach, Karlsruhe, Speyer, Landau u. a.).
Das in den Kolonien verbreitete Wort Boll ist niederdeutschen Ursprungs. Nach KartS wurde es in Herzenberg (Krim), Rybalsk am Dnepr, Mühlhausendorf (Cherson) aufgezeichnet. In FB ist es auch sowohl in niederdeutschen, als auch in oberdeutschen Kolonien verbreitet (z. B. Alexandrograd, Neuhoffnungstal u. a.). Schirmunski betrachtete diese und einige andere Wörter als niederdeutsche Einschläge in den oberdeutschen Mundarten. Die Frage danach, wann dieses Wort in die oberdeutschen Mundarten entlehnt wurde und warum es in den Inselmundarten so stark verbreitet war, bleibt offen. Man kann annehmen, dass es sich um die Spuren früher Dialektmischungen in den Sprachinseln handelt. Nach dem Pfälzischen Wörterbuch (Bd 1: 1339) wurde das Wort Bulle ,Zuchtstier' in neurer Zeit aus der Schriftsprache übernommen. Aber auch in den deutschen Kolonien, die in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden waren (so z. B. in Kolpino bei Petersburg), war dieses
Wort zu treffen (Najdic 1997: 102), wobei der hochdeutsche Ursprung der Mundart nicht zu bezweifeln ist. Was die pfälzischen Mundarten betrifft, so bedeutet dort Bolle ,große Schöpfkelle' (Pf Wb Bd 1: 1089) und boll Adj. ,locker', von der Gartenerde, vom Kuchen, ,dick und weich', z. B. vom Krautkopf (Pf Wb Bd 1: 1089). Im Südhessischen bedeutet Bolle ,Klumpen' und boll ,aufgedunsen', ,nicht gesund', ,plump' (SHW: 1002 f). Es gibt aber auch in diesen Mundarten Bollauge ,dickes, hervortretendes Auge' (SHW: 1004), bollaugig ,glotzaugig'. Vergleichen wir diese Wörter mit Bocksauge, bocksaugig (Pf Wb 1: 1063), so entsteht nochmals die Frage nach dem Alter der Entlehnung dieses Wortes in die hochdeutschen Mundarten.
Nicht weniger Rätsel bietet das Wort Hummel, Hommel für Zuchtstier, das in den Kolonien bei Odessa, auf der Krim und in Transkaukasien nach KartS und nach FB aufgezeichnet wurde. Dieses Wort betrachtete Schirmunski (1931: 106-107) als ein schwäbisches. Es wurde aber auch in südfränkisch-pfälzischen Mundarten registriert (Pf. Wb. 3: 1223; Bad. Wb. 2: 789, SSA 4: 5.01 Karte, SHW: 779). Hummel ist in der Schriftsprache (hier fem.) und in den Mundarten (fem. oder mask.) auch in der anderen Bedeutung, als 'das Insekt Bombus' bekannt. Das Wort hat indoeuropäischen Ursprung, denselben wie das russische шмель und комар, und wird als lautnachahmend etymologisiert (Etym: 561f). Das Wort Brummhummel konnte sowohl ,Zuchtstier, Ochse' (Transkaukasien, Kolonie Helenendorf ), als auch ,das Insekt Bombus' bedeuten. In den Kolonien Neu-Saratowka und Kolpino bei Leningrad hieß dieses Insekt Promomler (aus Brummhummel oder Brummummel) (Najdic 1997: 104) . Das Wort Mummel, das in vielen Mundarten bei Odessa aufgezeichnet wurde (Klein-Liebental, Mariental, Franzfeld, Mannheim, Elsaß, Kandel, Selz, Baden, Straßburg) und ,Zuchtstier' bedeutete, ist in manchen rheinfränkischen Mundarten bekannt (SSA 4: 5.01 Karte). Dabei kann Mummel, Mummeler auch ,Bombus' bedeuten (SHW: 814f). Im PfWb und im SHW sind zwei Bedeutungen von Hummel registriert: mask. ,Zuchtstier' und mask., fem. ,Bombus'(Pf Wb Bd. 4:1461, SHW: 779). Ob beide Bedeutungen als lautnachahmende Tierbenennungen ein und dieselbe Etymologie aufweisen, bleibt nicht klar.
Einer der Forschungsziele, die Schirmunski und seine Arbeitsgruppe verfolgten, war die Untersuchung der Dialekt- und Sprachinterferenzen. Auch die Lexik spielt dabei eine bestimmte Rolle.
Historische Lexikologie kann zum Verständnis der Mischungsprozesse in den Mundarten beitragen.
Die Dialektmischung begann wahrscheinlich bereits während der langen Reise der Kolonisten aus Deutschland nach Russland. Umsiedlungen, die Bildung der sog. Tochterkolonien, die manchmal vorkommenden Ehen unter den Kolonisten der benachbarten Siedlungen - das alles verursachte Dialektmischungen in der neuen Heimat. So wurde nach der Feststellung von Schirmunski die Kolonie Rybalsk (Gebiet Dnepropetrovsk, früher Ekaterinoslav) zuerst von den Mennoniten bewohnt, die eine plattdeutsche Mundart sprachen. Danach siedelten sich dort andere Kolonisten, die aus Westdeutschland stammten und eine rheinpfälzische Mundart sprachen, an. Ein niederdeutsches Wort ist aber dort geblieben: Kojel 'Zuchtschwein', vermutlich aus dem altpreußischen (baltischen) cuylis (KartS 108, Zirmunskij 1931: 106).
Schirmunski hat ausführlich die schwäbisch-pfälzischen Mundartinterferenzen untersucht, was ihn veranlasste, den Gesetzmäßigkeiten der Dialektmischungen nachzugehen und die Theorie der primären und sekundären Merkmale aufzustellen. In der Phonetik und Phonologie sind diejenigen Dialektzüge, die erhalten bleiben, d. h. die sekundären, in der Mischmundart die pfälzischen. Die schwäbischen Merkmale sind dagegen entfallen. So war es in den von Schirmunski (1976: 503) und von seinen Schülern erforschten Kolonien Neuburg und Alexanderhilf bei Odessa, wo nur wenige schwäbische Züge erhalten geblieben sind. Auch in der Lexik haben die pfälzischen Wörter die Oberhand gewonnen: Ganeser 'Gänserich' in den Kolonien bei Odessa (KartS 48), während für die Kolonien Transkaukasiens die schwäbische Form Gänsker galt (KartS 53) (Жирмунский, 1930: 107-109, 1931: 107).
Die deutschen Kolonisten lebten recht isoliert von ihren slawischen Nachbarn. Es gibt darum nur einzelne, nicht sehr zahlreiche, Entlehnungen aus dem Russischen und dem Ukrainischen. So wurde die Ente in manchen Inselmundarten in den Gebieten Odessa (Neuburg, Alexanderhilf, Mariental, Freudental, Mannheim, Elsaß u. a.) nach KartS Katsch genannt; der Enterich in denselben Mundarten Katscherich - die Wortwurzel ist aus dem ukrainischen katschka entlehnt. Das Substantiv wurde der deutschen Morphologie/Wortbildung angepasst. Auch andere Varianten waren nach KarS zu treffen: Kätscherich, Katschkerich, Katschker, Kätschker, Katscherich. Diese Beispiele sind als hybride Lehnwörter interessant: Der ukrainischen Wortwurzel folgte hier ein deutsches Suffix.
In der KartS sind auch die folgenden Lehnwörter aus dem Ukrainischen zu finden: Buhai 'Zuchtstier' (Jamburg am Dnepr), Kumar 'Mücke' (Jamburg am Dnepr, Rybalsk am Dnepr), Sucke 'weiblicher Hund' (Gross-Liebental, Neuburg, Freudental bei Odessa).
Die Lexik der Kolonien war recht bunt. Wie aus der KartS und aus den FB folgert, waren in den Nachbarskolonien oft zahlreiche Unterschiede in der Bauernlexik zu treffen. Diese Mannigfaltigkeit war aus Deutschland mitgebracht, danach folgte in manchen, jedoch nicht in allen Fällen ein Ausgleich nach dieser oder jener Seite. Von den traditionellen Isoglossen und anderen Kartierungsmethoden kann im Falle der Inselmundarten keine Rede sein. Nach den vorhandenen Daten konnten die transkaukasischen Inselmundarten, die von den Württemberger Separatisten gegründet worden waren, dank einigen besonderen Merkmalen auf der dialektalen Karte ausgegliedert werden. Hier waren die schwäbischen Besonderheiten aufbewahrt. So enthält das Wort Heale 'Küken, Hühnlein'(nach der KartS in Helenendorf, Annenfeld, Alexandersdorf u. a.) einen typisch schwäbischen Diphthong. Charakteristisch für die transkaukasischen Kolonien sind die Wörter Hammel 'Kalb', Relling ,Kater', Kriks ,Heuschrecke', Zudel 'weiblicher Hund'. Eine gewisse Ähnlichkeit miteinander weisen einzelne Kolonien im Gebiet Odessa, wo sich nach der Feststellung von Schirmunski eine mehr oder weniger einheitliche Mundart entwickelt hat. Vgl. folgende Wörter, die für dieses Gebiet charakteristisch waren: Katsch 'Ente', Katscherich ,Enterich', Mallert ,Kater', Hetsch ,männliches Schwein '.
Die Aufarbeitung des Archivs Schirmunski, u. a. der Kartei von Sinder, steht erst am Anfang. Diese Materialen zu bewerten, zugänglich zu machen und für die weitere Mundartforschungen zu benutzen ist die Aufgabe und die Pflicht der Germanisten.
Literatur
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L. Naiditsch, N. Swetosarowa. Dialectological Projects of V. M. Zhirmunski and the Word Index of L. R. Sinder
The subject of the paper is connected with the research of Viktor Maximovich Zhirmunski's dialectological archive. This famous philologist was engaged in 1920ies in the studies of the "insular" German dialects in the USSR, organizing a research group. Only a part of the collected material was published. Preparing a dictionary Zhirmunski was collecting the vocabulary of German dialects in Russia and in Ukraine. These materials include the filled dialectal questionnaires and the index of words denoting domestic animals and insects compiled by L. R. Sinder. The paper deals with the structure of this index in comparison with the questionnaires, as well as with the dialect localization of the corresponding words, and partially with their history and etymology.
Keywords: German dialectology, German "insular" dialects in the USSR, dialectological archive of V. M. Zhirmunski, dialectal vocabulary.