Научная статья на тему 'GRAMMATISCHES WISSEN, GRAMMATISCHE BILDUNG UND GRAMMATIKUNTERRICHT – DAS DIGITALE INFORMATIONSSYSTEM GRAMMIS ZWISCHEN FORSCHUNGSVERMITTLUNG UND FORSCHENDEM'

GRAMMATISCHES WISSEN, GRAMMATISCHE BILDUNG UND GRAMMATIKUNTERRICHT – DAS DIGITALE INFORMATIONSSYSTEM GRAMMIS ZWISCHEN FORSCHUNGSVERMITTLUNG UND FORSCHENDEM Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Giorgio Antonioli, Niklas Reinken, Roman Schneider

Die Auseinandersetzung mit den grammatischen Mustern eines Sprachsystems ist sowohl in der Erstsprache (L1) als auch beim Erwerb von Zweitbzw. Fremdsprachen (L2) die vielleicht größte Hürde. Gründe hierfür können unterschiedlich sein. Grammatik-Lehrwerke überfordern Lernende ohne spezielle Vorkenntnisse zum einen oft mit ihrer Komplexität, zum anderen werden sie gelegentlich als zu abstrakt in dem Sinne wahrgenommen, dass die konkrete Bezugnahme auf Sprachpraxis nicht überzeugend erschlossen werden kann. Das hat naheliegenderweise Folgen: Entweder misslingt der Erwerb von metasprachlichem Wissen ganz oder das erworbene Wissen wird rasch wieder vergessen.

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GRAMMATISCHES WISSEN, GRAMMATISCHE BILDUNG UND GRAMMATIKUNTERRICHT - DAS DIGITALE INFORMATIONSSYSTEM GRAMMIS ZWISCHEN FORSCHUNGSVERMITTLUNG UND FORSCHENDEM

LERNEN

Giorgio Antonioli, Niklas Reinken, Roman Schneider

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

ABSTRACT DEUTSCH:

Die Auseinandersetzung mit den grammatischen Mustern eines Sprachsystems ist sowohl in der Erstsprache (L1) als auch beim Erwerb von Zweit- bzw. Fremdsprachen (L2) die vielleicht größte Hürde. Gründe hierfür können unterschiedlich sein. Grammatik-Lehrwerke überfordern Lernende ohne spezielle Vorkenntnisse zum einen oft mit ihrer Komplexität, zum anderen werden sie gelegentlich als zu abstrakt in dem Sinne wahrgenommen, dass die konkrete Bezugnahme auf Sprachpraxis nicht überzeugend erschlossen werden kann. Das hat naheliegenderweise Folgen: Entweder misslingt der Erwerb von metasprachlichem Wissen ganz oder das erworbene Wissen wird rasch wieder vergessen.

Unter anderem aus diesen Gründen ist der Bedarf nach Ressourcen, die eine nachhaltig wirksame, nicht überlastende und weiterfördernde Beschäftigung mit strukturellem Sprachwissen ermöglichen, stärker denn je. Die Erstellung einer solchen Ressource für den Schul- bzw. den Fremd-/Zweitsprachenunterricht verfolgt das Projekt LernGrammis. Um die Bedarfe der mutmaßlich heterogenen Nutzungsgruppen und Bildungskontexte abzuschätzen, führt das Projekt eine breit adressierte Online-Umfrage unter Lehrenden und Lernenden durch und evaluiert die Praxiseinbindung mit Hilfe experimenteller Studien und qualitativer Interviews.

Die Umsetzung der konzeptionellen Grundlagen erfolgt im Rahmen von grammis, einem wissenschaftlich basierten Informationssystem zur deutschen Grammatik und Orthografie, das seit vielen Jahren eines der meistgenutzten OnlineAngebote des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache darstellt. Es präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse, Korpusanalysen, Spezialwörterbücher und empirische Sprachdatensammlungen, weiterhin Erklärungen und Hintergrundwissen für Sprachinteressierte in der ganzen Welt. Als nachhaltig verfügbare digitale Bildungsinfrastruktur entstehen zudem Lernbausteine, Lernpfade und interaktive Übungen für die schulische bzw. universitäre Ausbildung sowie für Deutschlernende.

ABSTRACT ENGLISCH:

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The exploration of grammatical language patterns is perhaps the greatest challenge both in first language acquisition (L1) and second or foreign language acquisition (L2). The reasons for this challenge vary. Grammar textbooks often overwhelm learners without specific prior knowledge, due to their complexity and occasional perception of being too abstract, in the sense that concrete reference to language practice cannot convincingly be established. This has obvious consequences: either the acquisition of metalinguistic knowledge fails completely, or the acquired knowledge is quickly forgotten.

For these reasons, the demand for resources that facilitate a sustainably effective, non-overwhelming, and continuously supportive engagement with structural language knowledge is stronger than ever. The LernGrammis project aims to create such a resource for school or second/foreign language instruction. In order to assess the needs of presumptively heterogeneous user groups and educational contexts, the project conducts a broadly targeted online survey among teachers and learners and evaluates practical implementation through experimental studies and qualitative interviews.

The conceptual foundations are implemented within the framework of grammis, a scientifically based information system on German grammar and orthography, which has been one of the most widely used online resources of the Leibniz Institute for the German Language for many years. It presents current research findings, corpus analyses, specialized dictionaries, and empirical language data collections, along with explanations and background knowledge for a language-interested audience worldwide. Additionally, as a sustainably available digital educational infrastructure, it comprises learning modules, learning paths, and interactive exercises for school or university education, as well as for German learners.

Schlagwörter deutsch. Grammatik, Zweifelsfälle, Sprachreflexion, Spracherwerb, Forschungsvermittlung, Digitalisierung, Korpuslinguistik, empirische Ressourcen

Schlagwörter englisch : grammar, cases of doubt, language reflection, language acquisition, research mediation, digitization, corpus linguistics, empirical resources

1 Warum Grammatik lernen?

Grammatikunterricht ist unbeliebt - bei Lernenden ebenso wie bei Lehrenden hat Grammatik „ganz offensichtlich ein nachhaltiges Imageproblem" (Braun 2011: 38). Die Gründe dafür erscheinen vielfältig. Grammatikunterricht wird häufig als isoliert, trocken und langweilig wahrgenommen, mit einer als abstrakt empfundenen Fokussierung auf Fachbezeichnungen und Regeln und ohne motivierende

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qdaVatpdagog

Anwendungsbezüge im alltäglichen Leben. Dabei sind situativ adäquate Lese - und Schreibfertigkeiten unverzichtbar für gesellschaftliche Partizipation in einer modernen schriftbasierten Gesellschaft. Sprache in ihren verschiedenen Modalitäten ist hier ein entscheidendes Mittel - und selbstreflexiver Sprachgebrauch von wesentlicher Bedeutung für die Bewältigung unterschiedlichster Kommunikationssituationen (bspw. Interaktion mit Behörden im Vergleich zum Austausch in sozialen Medien).

Moderne Ansätze im Grammatikunterricht für alle Bildungsbereiche - Schule, Berufsausbildung, Studium, Zweit- bzw. Fremdspracherwerb - beziehen sich vor diesem Hintergrund idealerweise auf alltägliche Situationen und integrieren gleichzeitig linguistische Erkenntnisse. Eine grammatische Lerneinheit kann dabei von einer konkreten Kommunikationssituation ausgehen, den Fall beleuchten und relevante grammatische Aspekte erläutern. Ein Beispiel im Deutschen sind die in Argumentationen häufig eingesetzten Konnektorenpaare zwar - aber und einerseits -andererseits: Auf den ersten Blick scheinen beide synonym zu sein und so behandeln viele traditionelle Lehrwerke sie auch. Auf den zweiten (deskriptiven) Blick ergeben sich feine Unterschiede, sodass sich die Paare nicht in jedem Kontext tauschen oder gleichberechtigt verwenden lassen. Basierend auf dieser Beobachtung lassen sich nun weitere Überlegungen anstellen: Warum ist das so? Was sind die funktionalen Unterschiede? Differieren Satzkonstruktionen, die mit diesen Konnektoren gebildet werden können? Lässt sich der Unterschied semantisch fassen und erklären? Die Beantwortung solcher Fragen führt dann dazu, dass wir etwas über die Grammatik der Konnektoren im Allgemeinen sagen können.

Der vorliegende Beitrag zeigt auf, wie das aus der germanistischen Sprachwissenschaft hervorgegangene Online-Informationssystem grammis für spracherwerbsbegleitenden Grammatikunterricht sowie an Schulen und Universitäten gewinnbringend eingesetzt werden kann. Grammis ist mit kontinuierlich über einer Million Seitenaufrufe pro Jahr eines der meistgenutzten Angebote des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim. Es präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse, Spezialwörterbücher und empirische

Sprachdatensammlungen, weiterhin Erklärungen und Hintergrundwissen für Sprachinteressierte in der ganzen Welt (Schneider/Lang 2022).

2 Ziele und Zielgruppen

2.1 Muttersprachlicher Schulunterricht

Ein Leitziel des modernen schulischen Sprachunterrichts ist reflexives Sprachhandeln. Es geht also nicht allein um die Kompetenz, sprachlich handlungsfähig zu sein, sondern zugleich um die Kompetenz, sprachliche

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Handlungen zu reflektieren. Dafür müssen Schülerinnen und Schüler über ein Grammatikmodell verfügen, in dem Phänomene, Konzepte und Strukturen, die implizit verfügbar sind, auch explizit gemacht - also isolierend betrachtet und terminologisch adäquat beschrieben - werden. Sprache wird damit gewissermaßen „dekontextualisiert" (Bredel 2013: 25).

In allen Lehrplänen des Faches Deutsch aller Schulformen und deutschen Bundesländer sind grammatische Themen verankert. Grammatische Inhalte fallen dabei teilweise in den Kompetenzbereich „Richtig schreiben", vor allem aber in den Bereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen". Für eine solche Sprachreflexion bieten insbesondere diejenigen Fälle große Chancen, in denen Sprache vom Normalfall abweicht (Budde et al. 2012: 141). Viele passende Inhalte sind in grammis bereits qua Genese auf akademischem Level vertreten, müssen aber zielgruppengerecht angepasst werden. Insbesondere sollen sprachliche bzw. terminologische Hürden abgebaut werden. Das kann z.B. durch einen konsequenten Bezug auf das integrierte „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke" (KMK 2020) geschehen; dennoch müssen zahlreiche Begriffe durch zusätzliche Informationen erläutert werden. Um die Textmenge überschaubar zu halten, wird dabei intensiv von Modularisierung und Hyperlink-Vernetzung Gebrauch gemacht. Dieser Ansatz trägt auch dem Umstand Rechnung, dass schulische Rahmenlehrpläne im Allgemeinen spiralcurricular aufgebaut sind, d.h. dass einzelne Themen in verschiedenen Jahrgangsstufen erneut mit einem zunehmenden Vertiefungsgrad aufgegriffen werden.

2.2 Akademische Ausbildung

Die Vermittlung in allgemeinbildenden Schulen setzt voraus, dass Grammatik (i.S.v. Grammatikmodell) auch in der universitären Lehramtsausbildung vorkommt. Anderseits sind Lernende in der Sekundarstufe II qua Lehrplan eher selten mit Grammatik konfrontiert und dementsprechend rudimentär auf ein Studium mit sprachwissenschaftlichen Anteilen vorbereitet. Deshalb scheint es bedenklich, wenn Studierende der Linguistik ihr grammatisches Wissen zwar als gering einschätzen, aber gleichzeitig sprachwissenschaftliche Veranstaltungen im Studium als irrelevant für das Lehramt ansehen (Döring/Elsner 2021: 9-10). Hier besteht die Gefahr eines Teufelskreises, denn wenn Universitäten am Grammatikunterricht uninteressierte Lehrkräfte ausbilden, gelingt es diesen vermutlich auch nicht, später in der Schule Interesse, Spaß und Motivation für Grammatik zu vermitteln. Grammis bietet das Potenzial, die kognitive Dissonanz zu schließen, indem es Konzepte wissenschaftlicher Grammatiken entweder direkt in schulgrammatische Konzepte übersetzt oder zumindest Anschlusspunkte aufzeigt.

April 23-24, 2024

https://cspu.uz/ International Scientific and Practical Conference

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Chirchik State Pedagogical University Current Issues of Modern Philology and Linguodidactics

Staatliche Pädagogische Universität Chirchik Aktuelle Fragen der modernen Philologie und Linguodidaktik

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Als ein zentrales Ziel von universitärer Grammatiklehre identifizieren Elsner/Opitz (2021: 38) den Wandel epistemischer Überzeugungen. Studierende verfügen in der Studieneingangsphase vor allem über absolutistische Überzeugungen („In der Grammatik gibt es entweder richtig oder falsch!"). Diese wandeln sich während des Studiums häufig - nicht immer - zu multiplistischen Überzeugungen, d.h. verschiedene Erklärungsansätze können parallel bestehen. Wenige Studierende erreichen eine evaluative Überzeugung, bei der divergierende Positionen gegeneinander abgewogen und auch bewertet werden. Den ersten Schritt eines solchen epistemischen Wandels nimmt grammis in seinem Modul „Propädeutische Grammatik" (erreichbar direkt über die grammis-Startseite; vgl. Abbildung 1) vorweg, indem dort ein besonderer Wert auf die Re-Evaluierung absolutistischer Überzeugungen gelegt wird. Dieser Ansatz lässt sich ausbauen durch eine Schärfung des sogenannten „Forschenden Lernens" (Mieg/Lehmann 2017) bzw. des „Forschenden Sehens", mit dem Studierende „Beobachten als elementare Form des Forschens kennenlernen und ausprobieren" (Reinmann/Vohle 2021: 3). Grammis präsentiert vor diesem Hintergrund nicht einfach fertige Regeln zur Grammatik, sondern befördert die selbstständige Entdeckung von Regularitäten durch niederschwellige Korpusrecherchen, Browserexperimente oder lexikalische Ressourcen (Antonioli/Reinken/Schneider 2023).

2.3 Fremd- und Zweitspracherwerb

Maßgeblich für die Auswahl der spracherwerbrelevanten grammatischen Inhalte, die in die DaF-/DaZ-Lernbausteine von grammis einfließen, sind zum einen einschlägige Lehrwerke für Integrations- und Berufssprachkurse, zum anderen die Kriterien zur Ermittlung von Grammatikkompetenz in standardisierten Sprachtests. Diese basieren auf dem „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER)" des Europarats (vgl. Council of Europe 2020). Dabei handelt es sich um eine sechsstufige Skala zur Messung und Bewertung der produktiven Fertigkeiten Schreiben und Sprechen sowie der rezeptiven Fertigkeiten Lesen und Hören. Unterschieden werden drei Arten der Sprachverwendung:

• Elementare Sprachverwendung (Niveaustufen A1-A2)

• Selbstständige Sprachverwendung (Niveaustufen B1-B2)

• Kompetente Sprachverwendung (Niveaustufen C1-C2)

Die Lernziele sind stark handlungsorientiert und dementsprechend in größeren Handlungsfeldern gruppiert wie z.B. Arbeit, Einkaufen, Gesundheit, Wohnen etc. Analog dazu befassen sich die den Spracherwerb unterstützenden grammis-Lernbausteine mit sprachübergreifenden Kategorien wie z.B. Raum, Zeit, Ursache, Folge, Zweck, Mittel. Diese sind im menschlichen Weltwissen mutmaßlich stärker

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verankert als die jeweiligen sprachlichen Mittel zu ihrer Realisierung in einer gerade erlernten Fremd-/Zweitsprache. Auf diese Weise wird der Zugang zu grammatischen Handlungswissen motiviert und erleichtert.

3 Umsetzung im Online-Portal

Grammis ist ein multimediales Informationssystem zur deutschen Sprache, das seit über zwei Jahrzehnten nachhaltig demonstriert, wie die Systematik der deutschen Sprache unter Ausnutzung hypermedialer Netzstrukturen anschaulich vermittelt werden kann. Dahinter steht die Erkenntnis, dass traditionelle Wissensmedien - wie immer man sie gestaltet und wie immer sie theoretisch orientiert sein mögen - so vielschichtig sind, dass ihr Textaufbau häufig selbst zum Problem wird. Benötigte Informationen sind nicht selten auch von Kennern nur mit viel Mühe aufzuspüren -ganz zu schweigen von den Verständlichkeits- und Zugangsproblemen, die sich Laien stellen. Klassifikation und Zusammenstellung sprachlicher Informationen bleiben zwangsweise oft unbefriedigend, denn was formal gleicher Art ist, kann z.B. aus funktionaler Sicht ganz verschieden einzuordnen sein. Querverweise oder statische Sach- und Wortverzeichnisse helfen hier nur eingeschränkt. Wissensdatenbanken, wie sie grammis zugrunde liegen, organisieren hingegen für verschiedene Benutzungssituationen den gezielten Zugriff auf computergestützte Repräsentationen. Innerhalb eines solchen Systems lassen sich Fachbeiträge, Literatursammlungen, Spezialwörterbücher etc. kohärent unterbringen, die gleichermaßen verschiedene Perspektiven, Interessen und Wissensvoraussetzungen in Rechnung stellen (vgl. Schneider/Schwinn 2014).

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Current Issues of Modern Philology and Linguodidactics Aktuelle Fragen der modernen Philologie und Linguodidaktik ^amvnaviyfttologiya^aJingvo&

Abb. 1: Grammis-Startseite mit Lehr- und Lernangeboten Seit 2020 beinhaltet grammis zudem ein „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke", das vom Gremium „Schulgrammatische Terminologie" in Abstimmung mit den maßgeblichen wissenschaftlichen und fachdidaktischen Verbänden konzipiert und von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) zustimmend zur Kenntnis genommen wurde. Es stellt die Grundlage für grammatische Terminologie in Schulbüchern dar. Das Verzeichnis und die De finitionstexte werden kontinuierlich mit lehr- und lernorientierten Zusatzmaterialien angereichert. Ebenfalls integriert sind orthografische Inhalte, z.B. ein „Annotierter Rechtschreibwortschatz": Dieses Modul ist begleitend für den Rechtschreibunterricht von Erwachsenen gedacht, die Deutsch auf einem (nahezu) muttersprachlichen Niveau beherrschen. Es stützt sich auf die Darstellung der deutschen Orthografie im Rahmencurriculum Schreiben des Deutschen Volkshochschulverbands.

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Chirchik State Pedagogical University Staatliche Pädagogische Universität Chirchik ¿hirchiqdavlat^edagogikauniversitet^

©grammis

Grammalisches Infom

Suche in Grammis

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Forschung-^ Grundwissen-' Ressourcen ▼ Armeiden

Propädeutische Grammatik

• Schulunterricht

o Starke und schwache Verben

■ Starke und schwache Verbflexion

• Zweifelsfälle bei starker und schwachen Verben

o Das Passiv o Das Adjektiv o Satzglieder: Mitspieler im

Satz o Wortstellung o Rechtschreibung

• Akademische Lehre

• Fremd- und Zweitspracherwerb

• Was Sie schon immer über Grammatik wissen wollten

Propädeutische Grammatik Schulunterricht Starke und schwache Verben

Zweifelsfälle bei starken und schwachen Verben

Ohne groß nachzudenken: Wie lautet die Vergangenheitsform (*S Präteritum) von backen?

Heute backe ich einen Kuchen. - Vorgestern kaufte ich die Zutaten und gestern_ich einen Kuchen.

Bitte wähle aus:

• backte?

• buk?

Vielleicht hast du einen Augenblick gezweifelt, bevor du dich für eine Variante entschieden hast oder konntest dich gar nicht für eine Variante entscheiden. Das geht sicher vielen Leuten

ähnlich.

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Autor(en)

Niklas Reinken Letzte Änderung

01. Dez. 2023 Aktionen

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Abb. 2: Experimentelle Einführung in Zweifelsfälle der deutschen Grammatik Didaktisch motivierte grammis-Module bauen auf der nachhaltigen Nutzung all dieser sich ergänzenden Inhalte auf und reichern sie um Zusatzfunktionalitäten an, die zu vertiefend-explorierendem Lernen anregen. Das Online-Medium ermöglicht dabei Vermittlungsformate, die in einem klassischen Lehrwerk nicht möglich wären. Dazu gehören grafische Darstellungen, Audio- oder Video- Elemente. Audiodateien können z.B. für die Präsentation von authentischem mündlichem Sprachmaterial eingesetzt werden; mit Videos lassen sich dynamische grammatische Prozesse (z.B. temporale Abfolgen, Satz- oder Wortbildungsprozesse) darstellen. Zur Beförderung von „Forschendem/Sehendem Lernen" sind in vielen Lernbausteinen digitale Ressourcen eingebunden, also insbesondere Korpora und Speziallexika. Eine eigenständige Recherche kann jedoch insbesondere für Schülerinnen und Schüler zu herausfordernd sein, weil die Informationsfülle leicht überfordernd wirken kann oder Abfrageschnittstellen nicht intuitiv nutzbar sind. Aus diesem Grund werden didaktisch angelegte Recherchen weitestgehend durch erklärende Texte oder Videos begleitet.

IDS

LEIBNIZ-INSTITUT FÜR

DEUTSCHE SPRACHE

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COSMAS II T 0 Abmeldung * Recherche c? Optiom

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Aktuelles Archiv: W - Archiv der geschriebenen Sprache

Aktuelle Suchanfrage: backte Treffer: 1303

Aktuelles Korpus: Referenz: Aktive Treffer:

W-öffentlich - alle öffentlichen Korpora des Archivs W (mit Neuakquisitionen) [1]

Deutsches Referenzkorpus DeReKo-2024-I

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Treffer Texte von bis Quelle

ffl 499 479 19% 2023 Rhein-Zeitung

ffl 11S 117 1987 2020 Mannheimer Morgen

ffl 87 85 2090 2023 Nordkurier

ffl 64 63 1997 2020 St. Galler Tagblatt

Abb. 3: Didaktische angelegte Korpus-Recherchen zu Zweifelsfällen

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Flankierende Übungsaufgaben sind induktiv angelegt, d.h. sie starten mit exemplarischen Einzelfällen und leiten daraus allgemeinere Aussagen ab. Anstelle einer schablonenartigen Abarbeitung von theoretisch konstruierten Fällen kommt es dabei auf die Lösung authentischer Problemstellungen an. Wir unterscheiden Aufgabenformate und Aufgabentypen: Aufgabentypen haben ein bestimmtes Ziel, sie dienen beispielsweise zur Evaluation des bisher Gelernten, zur Übung, zur Vertiefung oder auch zur Reflexion. Bei Übungsaufgaben ist es wichtig, die Anforderungen ähnlich zu den Lerntexten zu formulieren, um eine gewisse Automatisierung der Anwendung zu erreichen. Transferaufgaben zielen darauf ab, neu erlerntes Wissen auf andere Bereiche auszudehnen, also zu abstrahieren. Wurden beispielsweise Akkusativobjekte und Dativobjekte bei zweistelligen Verben bereits eingeführt, kann eine Transferaufgabe die Objekte bei dreistelligen Verben thematisieren. Vor dem Transfer sollte eine Übungsphase erfolgen. „Gute Transferaufgaben thematisieren immer wieder den Vergleich mit vorher gelösten Aufgaben, fragen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden und machen die Schüler so auf analoge Strukturen einer Aufgabe aufmerksam. [...]" (Budde et al. 2012: 205).

Abb. 4: Übungsaufgaben in grammis

Unter Aufgabenformat verstehen wir die Darbietungsform. Aufgabenformate lassen sich danach unterscheiden, ob sie eine oder mehrere feststehende Lösungen haben (geschlossene und halboffene Formate) oder ob je nach Situation oder Teilnehmer unterschiedliche Lösungen angemessen sein können (offene Formate).

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Geschlossene und halboffene Formate lassen sich automatisiert auswerten und ermöglichen damit ein direktes Feedback; Abbildung 4 demonstriert die Einbettung in grammis-Lernbausteine. 4 Schlussbemerkung

Die Auseinandersetzung mit den grammatischen Mustern eines Sprachsystems ist sowohl in der Erstsprache (L1) als auch beim Erwerb von Zweit- bzw. Fremdsprachen (L2) die vielleicht größte Hürde. Entsprechend groß erscheint national wie international der Bedarf nach flexibel verfügbaren Ressourcen, die eine nachhaltig wirksame, nicht überlastende und weiterfördernde Beschäftigung mit strukturellem Sprachwissen ermöglichen.

Flankierende Lernformen, die auf soziales, kooperatives oder kommunikatives Lernen abzielen, sind in einem Online-Portal wie grammis nur mit einem gewissen Mehraufwand bzw. mit Abstrichen umzusetzen. Lernbegleitende Chat-Diskussionen müssten beispielsweise entweder zu fest vereinbarten Zeitpunkten (das würde Grundsätze der Niederschwelligkeit und Verfügbarkeit verletzen) oder aber asynchron stattfinden. Im letzteren Fall entstehen rasch Motivationshindernisse, da mangels unmittelbarer Rückmeldung selten kontinuierliche Diskurse entstehen. Hinzu kommt ein zu erwartender großer Moderationsaufwand. Als realistischere Möglichkeit, grammis sozial-kooperativ einzusetzen, erscheint das gemeinsame „forschende" Erarbeiten von Wissen in Kleingruppen.

REFERENCES

1. Antonioli, Giorgio / Reinken, Niklas / Schneider, Roman (2023): Grammis: Grammatik online, interaktiv und verständlich. In: Praxis Deutsch - Zeitschrift für den Deutschunterricht, 302/2023. Hannover: Friedrich Verlag, 14-17.

2. Bredel, Ursula (2013): Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht. Paderborn: Schöningh.

3. Braun, Christian (2011): Grammatik (nicht) verstehen - Knackpunkte des Scheiterns. In: Köpcke, Klaus-Michael / Ziegler, Arne (Hg.): Grammatik - Lehren, Lernen, Verstehen. Zugänge zur Grammatik des Gegenwartsdeutschen. Berlin, Boston: de Gruyter (293), 37-49.

4. Budde, Monika / Riegler, Susanne / Wiprächtiger-Geppert, Maja (2012): Sprachdidaktik. 2. Aufl. Berlin: Akademie.

5. Council of Europe (2020): Common European Framework of Reference for Languages: Learning, teaching, assessment - Companion volume. Strasbourg: Council of Europe Publishing. https://www.coe.int/en/web/common-european-framework-reference-languages

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6. Döring, Sandra / Elsner, Daniela (2021): Grammatik für die Schule. Basisartikel. In: Döring, Sandra / Elsner, Daniela (Hg.): Grammatik für die Schule. Hamburg: Buske (29), S. 9-36.

7. Elsner, Daniela / Opitz, Andreas (2021): Epistemische Überzeugungen von Studierenden im Bereich Grammatik. In: Döring, Sandra / Elsner, Daniela (Hg.): Grammatik für die Schule. Hamburg: Buske (29), S. 37-49.

8. KMK (2020): Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke. Laut, Buchstabe, Wort und Satz. DOI: 10.14618/kmk_gra_fachausdruecke_2020.

9. Mieg, Harald / Lehmann, Judith (Hg.) (2017): Forschendes Lernen: Wie die Lehre in Universität und Fachhochschule erneuert werden kann. Campus Verlag: Frankfurt am Main.

10. Reinmann, Gabi / Vohle, Frank (2021): Forschendes Sehen in der Studieneingangsphase. Ein Konzeptentwurf für die Nachverwertung von SCoRe. In: Impact Free - Journal für freie Bildungswissenschaftler (41).

11. Schneider, Roman / Lang, Christian (2022): Das grammatische Informationssystem grammis - Inhalte, Anwendungen und Perspektiven. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik, 50 (2), 407-427. https://doi.org/10.1515/zgl-2022-2060.

12. Schneider, Roman / Schwinn, Horst (2014): Hypertext, Wissensnetz und Datenbank: Die Web-Informationssysteme Grammis und ProGr@mm. In: Ansichten und Einsichten. 50 Jahre Institut für Deutsche Sprache. Mannheim: IDS. 337-346.

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