DOI 10.15593/2224-9354/2017.1.23 УДК 332.14 (470-571)
J. Schmidt
DIE DIGITALE STRATEGIE DER DEUTSCHEN BUNDESREGIERUNG BIS 2025 - KONSEQUENZEN FÜR DIE BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die deutsche Bundesregierung hat eine digitale Strategie für den Zeitraum bis 2025 veröffentlicht, die in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft Auswirkungen haben wird. Ausgehend von den 10 Punkten dieser Strategie werden die Konsequenzen für die betriebswirtschaftliche Aus- und Weiterbildung diskutiert. Beispiele aus der Hochschule Anhalt, dem Bundesland Sachsen-Anhalt sowie aus ganz Deutschland zeigen die Notwendigkeit der Entwicklung neuer Studiengänge, -richtungen und —inhalte sowie deren Widerspiegelungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Entwicklung der digitalen Technologien im Management von modernen Unternehmen findet Ausdruck in der änderung der Inhalte der Schulungen, wie Rechnungswesen, Risiko-Management, Management von Industrieunternehmen. Gezeigt, dass es wichtig ist, nicht nur bei der Vorbereitung der traditionellen Betriebsleiter und Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Vermarkter-Analysten und Experten auf das internationale Geschäft. Die Bildung der Internet-Kompetenzen von Studenten wird eine Bedingung der Akkreditierung der Hochschuleinrichtung.
Mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft und der Gesellschaft erleben fast alle Bereiche der gesamten Gesellschaft die digitale Revolution. Die Unternehmen (Dienstleistung, Grundstoff- und Sekundärindustrie) beschäftigen sich mit der Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Erhöhung ihrer Wettbewerbsfähigkeit, die öffentlichen Verwaltungen versuchen über das sogenannte E-Goverment eine stärkere Bürgernähe bzw. Effizienz ihrer Arbeit zu erreichen und die Bildungseinrichtungen nutzen die digitalen Medien verstärkt für ihre Aus- und Weiterbildungsprozesse.
Die Digitalisierung wird unsere Welt komplett verändern. Durch den Einsatz intelligenter IT-gestützter Werkzeuge sowie Automatisierungs-, Produktions- und Vernetzungstechnologien wird der Zugang zu global verteilten Informationen, Wissen, Kompetenzen, Ressourcen, Arbeitspartnern und Märkten erleichtert. Ein umfangreiches Sortiment an innovativen digitalen Elementen ist in Geschäfts-und andere Prozesse integriert und ermöglicht neue Kundenerlebnisse, Unternehmensorganisationen und Geschäftsmodelle.
Eine Reihe von Unternehmen, Regierungen und Organisationen haben dafür entsprechende Strategien entwickelt, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.
Nachfolgender Aufsatz soll das speziell deutsche Herangehen an diese Herausforderungen zeigen, das in der Ausarbeitung einer digitalen Strategie der deut-
© Schmidt J., 2017
Schmidt Jörg - Dr. der Ökonomioe, Professor (Hochschule für angewandte Wissenschaften, Bernburg, Deutschland).
sehen Bundesregierung bis zum Jahr 2025 ihren Niederschlag findet. Ausgehen von den darin enthaltenen 10 Punkten sollen aber auch die Auswirkungen bzw. die Anforderungen an die Hochschulausbildung speziell auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre diskutiert werden, um letztendlich Schlussfolgerungen für die Ausgestaltung von Studienprogrammen und -plänen für die Aus- und Weiterbildung abzuleiten.
Was ist Digitalisierung"
„Der Begriff der Digitalisierung hat mehrere Bedeutungen. Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende. Im letzteren Kontext werden nicht zuletzt «Informationszeitalter» und «Computerisierung» genannt." (1)
Im engeren Sinn ist Digitalisierung also ein technischer Prozess der Umwandlung von Strömen analoger Daten in digitale Werte. Im weiteren Sinn kann Digitalisierung auch den gesamten Vorgang von der Erfassung und Aufbereitung bis hin zur Speicherung analoger Informationen auf einem digitalen Speichermedium (z. B. einer CD) beinhalten.
Da durch das Internet jegliche örtliche und zeitliche Beschränkungen entfallen, können die digitalen Daten von jedem Ort und zur jeder Zeit abgerufen, weitverarbeitet und gespeichert werden. Zu den Megatrends der Digitalisierung zählen solche Anwendungen wie Big Data, Cloud Computing und der Einsatz mobiler Endgeräte.
Das Beratungshaus Experton versteht unter Digitalisierung die „medienbruch-freie, robuste, sichere und anpassbare Bereitstellung von integrierten ICT-Services mit dem Ziel der Unterstützung möglichst autonom ablaufender, inhaltlich verbundener Geschäftsprozesse» (2).
Vom deutschen Fraunhofer-Institut wird die Digitalisierung dagegen definiert als „ein digitales Abbild der realen Welt, das es ermöglicht, diese reale Welt (unter Einsatz von Simulation und Virtualisierung) zu steuern" (3).
Damit wollen die Wissenschaftler der befürchteten Abhängigkeit des Menschen von der Technik entgegentreten und die auch künftige Einflussmöglichkeit des Menschen auf die Gestaltung der (digitalen) Umwelt deutlich machen.
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland könnte einer aktuellen Analyse zufolge bis zum Jahr 2025 um zusätzliche 82 Milliarden Euro steigen, wenn digitale Technologien und die Fähigkeiten zu ihrer Nutzung von deutschen Unternehmen konsequent vorangetrieben werden. Die deutsche Bundesregierung hat deshalb eine Strategie erarbeitet, die es ermöglichen soll die Ziele und Handlungsoptionen für eine digitale Zukunft aufzuzeigen, die Schwerpunkte, Kompetenzen und Werkzeuge zu definieren und gleichzeitig die nächsten Schritte zu benennen, um eine langfristige Sicherung von Qualitäts- und Technologie-führerschaft zu gewährleisten. Unter der Überschrift „Zehn Schritte in die Zukunft" (Abbildung 1) werden die 10 Punkte dieser Strategie benannt, die im Folgenden etwas näher betrachtet werden sollen.
Zehn Schritte in die Zukunft
1. Ein Gigabit-Glasfasernetz für Deutschland bis 2025 aufbauen
2. Eine Neue_Gründerzeit einleiten: Start-ups unterstützen und die Kooperation von jungen und etablierten Unternehmen fördern
3. Einen Ordnungsrahmen für mehr Investitionen und Innovationen schaffen
4. Die „Intelligente Vernetzung" in zentralen Infrastrukturbereichen vorantreiben
5. Die Datensicherheit stärken und Datensouveränität entwickeln
6. Neue Geschäftsmodelle für KMU, Handwerk und Dienstleistungen ermöglichen
7. Mit Industrie 4.0 den Produktionsstandort Deutschland modernisieren
8. Forschung, Entwicklung und Innovation bei digitalen Technologien auf Spitzenniveau bringen
9. Digitale Bildung in allen Lebensphasen realisieren
10. Eine Digitalagentur als modernes Kompetenzzentrum ins Leben rufen (4)
Die 10 Punkte der digitalen Strategie
1. Ein Gigabit-Glasfasernetz für Deutschland bis 2025 aufbauen
Die Schaffung einer modernen Infrastruktur ist natürlich eine Grundvoraussetzung für die Verwirklichung der Digitalisierungsstrategie. Insbesondere im ländlichen Raum („in der Fläche") aber auch in den Regionen mit kleineren Städten und angeschlossenen Gewerbegebieten genügt die verfügbare Netzkapazität noch lange nicht den Anforderungen. Es sind große Anstrengungen aller beteiligten Partner (Kommunen, Netzbetreiber, Telekommunikationsanbieter, Endnutzer) erforderlich, um die technischen, rechtlichen finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen.
In der Strategie sind dafür folgende Maßnahmen genannt:
♦ Zukunftsinvestitionsfonds für Gigabitnetz im ländlichen Raum
♦ Ein „runder Tisch Gigabitnetz" mit allen Beteiligten
♦ Schrittweise Erschließung der „letzten Meile"
♦ Erleichterung der Planung und des Baus von Gigabitnetzen
♦ innovations- und investitionsfreundliche Ausgestaltung des Rechtsrahmens und der Regulierungspraxis
2. Eine Neue_Gründerzeit einleiten: Start-ups unterstützen und die Kooperation zwischen jungen und etablierten Unternehmen fördern
Die Gründung von innovativen Unternehmen muss und kann einen wesentlichen Beitrag zur Meisterung der Digitalisierungserfordernisse leisten. Gerade im IT-Bereich gründen sich zahlreiche Start Ups mit jungen gut ausgebildeten und hochmotivierten Akteuren, die aber auch noch auf Unterstützung in verschiedenen
Bereichen angewiesen sind. Das betrifft zum einen die Finanzierung, die rechtliche und unternehmerische Beratung und zum anderen die
Vernetzung mit der etablierten Wirtschaft sowie die Förderung der Internationalisierung.
Als geeignete Maßnahmen werden in der Strategie u.a. genannt:
♦ Durchführung eines „Gründerwettbewerbs Digitale Innovationen"
♦ Schaffung eines High-Tech Gründerfonds bis 2017
♦ Nutzung der Börse als Finanzierungsquelle
♦ Steuererleichterungen für innovative Unternehmen
3. Einen Ordnungsrahmen für mehr Investitionen und Innovationen schaffen
Zur Förderung von Investitionen und Innovationen im IT-Bereich müssen europaweit rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Anreize aber auch Sicherheit für Investoren bieten.
Der von der EU angestrebte digitaler Binnenmarkt (DSM) muss vor allem dem Interesse der Konsumenten und Produzenten dienen und seine drei Säulen „freier Zugang", „Urheber- und Datenschutzrecht" sowie „Standardisierung" konsequent voranbringen. Rechtliche Barrieren und sonstige Hindernisse müssen schnell identifiziert und beseitig werden. In der Strategie wird die Entwicklung eines Digitalgesetzbuches vorgeschlagen, das die Bündelung bestehender Zuständigkeiten sowie die Weiterentwicklung und Ergänzung des Rechtsrahmens mit Blick auf digitale Fragestellungen beinhaltet (5).
4. Die „Intelligente Vernetzung" in zentralen Infrastrukturbereichen vorantreiben
Die Nutzung der Digitalisierungspotenziale hat vor allem in solchen wesentlichen Infrastrukturbereichen, wie Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und öffentliche Verwaltung eine herausragende Bedeutung. Als Beispiele werden in der Strategie solche Begriffe wie Smart Grid, Smart Meter, Smart Home, Smart Traffic, Smart City, E-Health, E-Learning, E-Government, E-Participation oder altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben genannt (6).
Mit der intelligenten Vernetzung soll ein höheres Maß an sozialer und politischer Teilhabe ebenso wie Leistungssteigerungen, Effizienzgewinne und Wachstum ermöglicht werden.
5. Die Datensicherheit stärken und Datensouveränität entwickeln
Die digitale Transformation der Gesellschaft erfordert einen Paradigmenwechsel in der Datenpolitik. Daten sind der zentrale Rohstoff der digitalen Wirtschaft (7). Bei ihrer Nutzung ist ein Ausgleich zwischen Verbraucher-, Unternehmens- und staatlichen Sicherheitsinteressen zu schaffen. Die Gewährleistung von Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz ist eine gemeinsame Aufgabe vieler Akteure.
Verstärkte Anstrengungen sind auch darauf zu richten, Wirtschaftsspionage und Cyberattacken durch wirksame internationale Regelungen verhindern.
6. Neue Geschäftsmodelle für KMU, Handwerk und Dienstleistungen ermöglichen
Um auch in Zukunft ihre Marktpositionen behaupten und neue Märkte erobern zu können muss sich die mittelständische Wirtschaft aktiv der Digitalisie-
rung stellen und diese als immanenten Bestandteil der Geschäftsstrategie ansehen. Unter der sogenannten „Digitalisierungsoffensive Mittelstand" sollen u.a. folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
♦ Einrichtung eines nutzerfreundlichen Portals zur Digitalisierung
♦ Förderung der digitalen Vernetzung deutscher KMU in Europa
♦ Beratungsangebot durch Digitalisierungslotsen
♦ Errichtung eines „Haus der Digitalisierung"
7. Mit Industrie 4.0 den Produktionsstandort Deutschland modernisieren
Als Industriestandort, Produktionsstandort und führender Fabrikausrüster hat Deutschland in seinen Produktionstechnologien einen großen Vorsprung vor anderen Ländern. Außerdem verfügt Deutschland mit einem starken Maschinenbau mit IT- Kompetenz und Automatisierungstechnik sowie mit dem Know-how bei den sogenannten eingebetteten Systemen (embedded systems) über die besten Voraussetzungen.
Um diese Vorteile und diese Führungsposition zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, stellte die deutsche Bundesregierung als erste Regierung den Begriff Industrie 4.0 auf. (8)
Er beschreibt die vierte Stufe der industriellen Revolution, in der auf der Basis von Cyber-Physical-Systemen eine Kommunikation zwischen Maschinen (M2M) bzw. zwischen Maschinen, Mensch und Produkten und damit eine enorme Steigerung der Produktivität ermöglicht wird (Abbildung 1).
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Erster mechanischer Webstuhl 11784
Erste Industrielle Revolution
Durch Einführung mechanischer Produktionsanlagen mithilfe von Wasser- und Dampfkraft
Erstes Fließband, Schlachthofe von Clncinnatl 11870
Zweite Industrielle Revolution
Durch Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion mithilfe von elektronischer Energie
Erste Speicherprogrammiertiare Steuerung (SPS), Modicon 08411969
Dritte Industrielle Revolution
Durch Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion
Vierte Industrielle Revolution
Auf Basis von Cyber-Physical-Systemen
Ende i8.Jhd.
ginn 20.Jhd.
ginn 70er Jahre 20.Jhd.
Heute
Abbildung 1: Vier Stufen von industrieller Revolution (9)
Um die Potenziale von Industrie 4.0 entwickeln und nutzen zu können sieht die Strategie vor, insbesondere den industriellen Mittelstand zu unterstützen, die Handlungsempfehlungen der neu geschaffenen Plattform „Industrie 4.0" zügig umzusetzen und eine Stärkung der internationaler Zusammenarbeit anzustreben.
8. Forschung, Entwicklung und Innovation bei digitalen Technologien auf Spitzenniveau bringen
Die deutsche Bundesregierung kann vor allem durch das Schaffen von Rahmenbedingungen sowie wirksamen Anreizsystemen dazu beitragen, das Forschungsund Innovationspotential in den wissenschaftlichen Zentren und Einrichtungen weiter zu stärken. Dazu sind u.a. Maßnahmen und Regelungen zu erlassen, die z.B.
♦ Investitionen in Digitaltechnik durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeit attraktiver machen
♦ Förderprogramme auf innovative Technologie- und Anwendungsbereiche ausrichten
♦ Eine steuerlicher FuE-Förderung für KMU bis 1.000 Beschäftigte einführen.
9. Digitale Bildung in allen Lebensphasen realisieren
Entsprechend der Aufgabe des „lebenslangen Lernens" gewinnt die digitale Bildung in all ihren Formen und Facetten weiter an Bedeutung. Deutschland gehört international zu den Spitzenreitern bei der digitalen Infrastruktur im Bildungsbereich und muss diese Position weiter ausbauen. Alle öffentlich finanzierten Bildungsträger sollen substanzielle Lehrangebote für die Aus- und Weiterbildung online bereitstellen.
Bis 2025 soll in Deutschland u.a. verwirklicht werden, dass jede/r Schulabgänger/in Grundkenntnisse in Informatik hat. Ein von der Bundesregierung angekündigte Digitalpakt, soll ab 2018 fünf Milliarden Euro für technische Ausstattung an Schulen zur Verfügung stellen. Im Bundesland Sachsen-Anhalts wird damit beispielsweise eine flächendeckende Anbindung der Schulen an das InternetBreitbandnetz bis ins Jahr 2018 angestrebt.
In der Berufstätigkeit kommt der Weiterbildung ein immer höherer Stellenwert zu. Der Arbeitsplatz soll dann der Ort Nr. 1 für den Erwerb von IT-Kenntnissen sein.
10. Eine Digitalagentur als modernes Kompetenzzentrum ins Leben rufen
Um die bestehende Zersplitterung der Kompetenzen auf dem Gebiet der Digitalisierung zu überwinden sind für die Umsetzung einer entsprechenden Strategie auch institutionell neue Wege zu beschreiten. Ein neu zu schaffendes hochleistungsfähiges und international vernetztes Kompetenzzentrum des Bundes soll diese Kompetenzen bündeln und Wettbewerbs-, Markt- und Verbraucherfragen der Digitalisierung beantworten können.
Im Mittelpunkt muss dabei die Betrachtung der gesamten digitalen Wertschöpfungskette von der Inhalts-, Dienste-und Anwendungsebene über die Konnektivität bis hin zu Geräten und Nutzern stehen.
„Mit dem umfassenden, konsistenten Ansatz einer Digitalagentur würde Deutschland eine internationale Vorreiterrolle einnehmen." (10)
Auswirkungen auf die Betriebswirtschaftslehre
Die Aus- und Weiterbildung von Betriebswirtschaftlern muss dieser Entwicklung natürlich auch Rechnung tragen. Neben den speziellen Studiengängen wie Wirtschaftsinformatik, Informationsmanagement u.a. enthaltenen auch die betriebswirtschaftlichen Studiengänge adäquate Module, in denen die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft zunehmend thematisiert wird.
Auf einer Konferenz im September 2016 in Luzern wurde die eng damit zusammenhängende Frage diskutiert: „Ersetzt der Data Scientist den Controller" (11). Das macht u.a. deutlich, dass durch die Digitalisierung bedeutsame Veränderungen sowohl in den Ausbildungs- und Tätigkeitsprofilen als auch in den Organisationsstrukturen der Unternehmen vor sich gehen, deren Ausgang zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vollständig abzusehen ist.
In den Lehrbüchern der allgemeinen Betriebswirtschaft halten diese Themen ebenfalls mehr und mehr Einzug. So schreiben z.B. die Autoren des „Klassikers Wöhe" in ihrem Vorwort zur 26. Auflage: „So haben wir den Lehrbuchtext um jeweils ein Kapitel zum „Risikomanagement" und zu „Industrie 4.0" ersetzt" (12). Darin wird aber v.a. auf die Erläuterung betriebswirtschaftlicher Grundlagenzusammenhänge Wert gelegt und auf eine Weiterführung informationstechnologischer Anwendungsvoraussetzungen verzichtet.
Im Rahmen der Gutachtertätigkeit für die Akkreditierung von Studiengängen legt der Autor dieses Artikels Wert auf eine Einbeziehung von DigitalisierungThemen in die Curricula bzw. Modulbeschreibungen entsprechender Studiengänge.
Ziel ist es, betriebswirtschaftlich ausgebildete Absolventen zu entwickeln, die in der Lage sind, mit den IT Spezialisten auf Augenhöhe zu kommunizieren, diese ggf. sogar anzuleiten auf jeden Fall aber mit ihnen kooperieren zu können.
Das erfordert eine ständige Aktualisierung der Curricula und Studieninhalte, eine stärkere Einbeziehung moderner, insbesondere On-line-Medien in den Unterr-richt sowie die gezielte Vermittlung von IT-Kompetenz in allen betriebswirtschaftlichen Fachgebieten. Ein gutes Beispiel für eine solche Verzahnung von IT- und Fachwissen ist der seit 2012 an der Hochschule Anhalt bestehende Masterstudiengang „Online-Kommunikation" Dieser anwendungsorientierte Studiengang ist vom Ansatz her noch betriebswirtschaftlich, befähigt aber zur Übernahme von anspruchsvollen Führungsaufgaben in Kommunikations- und Marketingabteilungen von Unternehmen und Organisationen.
Neben diesen neu auszugestaltenden betriebswirtschaftlichen Studiengängen entwickeln sich in Deutschland aber auch Studiengänge, die einerseits eine Spezialisierung auf die Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnik verfolgen, andererseits aber auch umfangreiches betriebswirtschaftlichen Grundwissen vermitteln, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung richtig ein-
schätzen zu können. Die Abbildung 2 zeigt Übersicht über solche ausgewählte Studiengänge in Deutschland sowie im Bundesland Sachsen-Anhalt.
Studiengang Sachsen-Anhalt Deutschland
Bachelor Master Bachelor Master
Uni / FH Uni/FH Uni/FH Uni/FH
Informatik 2/2 5/1 109 (55/54) 87 (50/37)
Wirtschaftsinformatik 2/2 2/- 93 (20/73) 38 (22/16)
Angewandte Informatik -/2 - 26 (10/16) 16 (10/6)
Technische Informatik - 1/- 22 (3/19) 8 (5/3)
Ingenieurinformatik 2/1 2/- 11 (7/4) 20 (9/11)
Geo-/Umweltinformatik -/1 -/1 5 (2/3) 6 (3/3)
Medieninformatik 1/1 1/1 35 (11/24) 28 (15/13)
Informationstechnik 4/3 7/1 17 (6 /11) 22 (7/15)
Abbildung 2: Angebot ausgewählter Studiengänge mit Bezug zur Digitalisierung (eigene Zusammenstellung nach 13, 14, 15)
In den klassischen betriebswirtschaftlichen Studiengängen entwickeln sich darüber hinaus zunehmend neue mit der Digitalisierung verbundene Studienrichtungen uns Spezialisierungen wie z.B.
- Master Digital Innovation & Business Transformation
- Digital Business Management
- Marketing Intelligence
- Professional Management und IT
- Media, Management und Digital Technologies
- Digitalisierung, Innovation und Informationsmanagement
- Mobile & Digital Business
Das spiegelt sich auch im deutschen Arbeitsmarkt wider, in dem zum einen eine hohe Nachfrage nach Fachkräften mit IT-Kenntnissen besteht, zum anderen aber auch neue Berufe auf den Markt drängen bzw. verstärkt nachgefragt werden.
Eine Auswertung von Stellenprofilen zeigt als besonders begehrte Fachkräfte Experten auf dem Gebiet der Softwareentwicklung, der System- und Netzwerkadministration, des Projektmanagements, der Anwendungsbetreuung sowie von Webdesign- und - entwicklung (16). Als neue Berufe werden z.B. der Java-Entwickler, der Enterprise-Architekt, der Cloud-Manager oder der Data Scientist genannt. (17).
Die Bewältigung der mit der Digitalisierung verbundenen Anforderungen verlangt auch zunehmend eine internationale Zusammenarbeit im Bereich Bildung und Wissenschaft. Mit der strategischen Partnerschaft zwischen der deutschen Hochschule Anhalt und der russischen polytechnischen Forschungsuniversität Perm bestehen schon seit vielen Jahren intensive Kontakte aus denen zahlreiche Projekte und international ausgebildete Absolventen hervorgegangen sind. Gemeinsam werden beide Partner auch in der Lage sein, diese zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Quellen:
(1) http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/digitalisierung.html
(2) Experton 2015
(3) Seidel, H.: Vortrag auf BVMW-Mittelstandsforum 2015 in Magdeburg
(4) „Digitale Strategie 2015, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2016
(5) ebenda S. 26
(6) ebenda S. 29
(7) ebenda, S. 33
(8) Vgl.: Bundesregierung (2014b), S. 6 ff
(9) Bitkom (2014), S. 10
(10) „Digitale Strategie" 2015, a.a.O. S.
(11) CARF 2016, Hochschule Luzern, 2016
(12) Wöhe, G; Döring, U.; Brösel, G.: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre (Vorwort zur 26. Auflage), Verlag Franz Vahlen München, 2016
(13) http://www.fachhochschule.de/FH/Master/FH/IT_Computer/FH.htm
(14) http://www.einstieg-informatik.de/index.php? article_id=355
(15) http://www.studieren-
studium.com/studium/studieren? stichwort=Dagitalisierung&ort=Deutschland#suche
(16) http://www.stellenanzeigen.de/stellenangebote/it
(17) http://www.computerwoche .de/a/neue-skills-und-experten-fuer-die-it, 3214403
Получено 01.11.2016
Й. Шмидт
ЦИФРОВАЯ СТРАТЕГИЯ ФЕДЕРАЛЬНОГО
ПРАВИТЕЛЬСТВА ГЕРМАНИИ ДО 2025 В СФЕРЕ ПОДГОТОВКИ СПЕЦИАЛИСТОВ ПО ЭКОНОМИКЕ ПРЕДПРИЯТИЯ
Правительство Германии объявило о принятии и реализации цифровой стратегии на период до 2025 г., которая повлияет практически на все сферы общественной жизни. На основании десяти пунктов данной стратегии в статье рассматривается ее влияние на обучение и повышение квалификации в области экономики предприятия. На примере Высшей школы Анхальт (федеральная земля Саксония-Анхальт) и других вузов Германии становится очевидной необходимость создания новых направлений и профилей обучения, разработки нового содержания обучения, а также отражения данных изменений на рынке труда. Развитие цифровых технологий в области управления современным предприятием проявляется в преобразовании содержания обучения таким дисциплинам, как бухгалтерский учет, менеджмент рисков, менеджмент промышленных предприятий. В статье показано значение данных изменений не только при подготовке традиционных руководителей предприятий и ученых-экономистов, но специалистов в области исследования рынка сбыта и экспертов по международному бизнесу. Формирование интернет-компетенции студентов становится одним из условий аккредитации высшего учебного заведения.
Йорг Шмидт - доктор экономических наук, профессор экономического факультета Университета прикладных наук федеральной земли Саксония-Анхальт, руководитель проекта «Двойной диплом» (ПНИПУ и УПН Анхальт).